Fr, 13.07.2018 , 16:10 Uhr

627 Angriffe in 2017: Steigende Gewalt gegen Oberfrankens Polizisten

Trauriger Höhepunkt war ein versuchter Totschlag gegen eine Beamtin

Im Jahr 2017 gab es 627 Attacken gegen oberfränkische Polizisten. Dies belegt das aktuelle Statistik „Gewalt gegen Polizeibeamte“. Im Vergleich zu 2016 bedeutete dies für Oberfranken eine Steigerung um 3,8 Prozent (Vorjahr: 604). 178 Beamte zogen sich bei den körperlichen Übergriffen zum Teil schwere Verletzungen zu.

Hohe Aggressionsbereitschaft gegenüber den eingesetzten Beamten

Mit welcher Gewaltbereitschaft oberfränkische Beamten im letzten Jahr konfrontiert wurden, zeigt jetzt die statistische Auswertung. In einem Fall stellten Polizisten bei einem Angreifer eine scharfe Schusswaffe fest. Acht Mal hatten die Angreifer eine Hieb- oder Stichwaffe dabei. Ein Täter drohte, diese gegen die Polizisten einzusetzen. Die sonstigen körperlichen Übergriffe erfolgten in 118 Fällen durch Schläge mit der Hand oder der Faust und 112 Mal durch Treten. 15 Mal führten die Angreifer einen Kopfstoß aus. In 23 Fällen wurden die Polizisten vom Gegenüber gebissen. Sieben Mal setzten Personen ein Kraftfahrzeug gegen die Ordnungshüter ein! Knapp die Hälfte der Übergriffe fand in der Öffentlichkeit statt.

Versuchtes Tötungsdelikt gegenüber einer Beamtin

Zu einem versuchten Tötungsdelikt kam es im Oktober 2017, als eine Streifenbesatzung der Bamberger Polizei zu einer Streitigkeit unter zwei Männern in eine Disco in der Lange Straße gerufen wurde. Als die Kontrahenten von den Einsatzkräften getrennt und fixiert wurden, kam ein 25-Jähriger seinem Bekannten zu Hilfe und griff eine Polizeibeamtin (26) an. Er würgte die Polizistin mit bloßen Händen bis zur Atemnot, bevor weitere Einsatzkräfte die Beamtin aus den Fängen des 25-Jährigen befreien konnten. Der Mann aus dem Landkreis Bamberg muss sich unter anderem wegen versuchten Totschlags strafrechtlich verantworten

Polizeibeamte durch Übergriffe verletzt

Bei den 627 Übergriffen waren 1.470 Beamte und damit rund 70 Prozent der oberfränkischen Polizisten betroffen. 178 Beamte zogen sich bei den körperlichen Übergriffen zum Teil schwere Verletzungen zu. Die Folge waren rund 240 krankheitsbedingte Ausfalltage. Dies entspricht umgerechnet dem Ausfall eines Polizeibeamten für ein ganzes Jahr. Knapp drei Viertel der Täter standen bei den Übergriffen unter dem Einfluss berauschender Mittel, wobei der Großteil übermäßig Alkohol konsumiert hatte.

Beleidigungen stehen auf der Tagesordnung

Beleidigungen gegenüber Polizeibeamten nahmen 2017 weit mehr als ein Drittel der Gesamtdelikte ein und stehen laut Aussagen der Polizei auf der Tagesordnung. Über 80 Prozent der überwiegend deutschen Täter waren Erwachsene, über zehn Prozent Heranwachsende und etwa sechs Prozent Jugendliche.

Null Toleranz gegenüber Gewalt

Auf Grundlage der Statistiken setzen die Polizeibehörden die gewonnenen Erkenntnisse für neue Einsatzstrategien und -konzepte um. Auch zukünftig wird die Oberfränkische Polizei in eine bedarfsgerechte Schutzausrüstung für die Polizeibeamten investieren. Ferner werden die Beamten im Rahmen von Aus- und Fortbildungsmodulen beim polizeilichen Einsatztraining durch spezielle Trainer geschult. Zudem trainieren alle Beamten regelmäßig für den Ernstfall einer Attacke.

Angriff Attacke Beamte Beleidigungen Gewalt Oberfranken Polizei Schusswaffe Statistik Tötungsdelikt TV Oberfranken TVO

Das könnte Dich auch interessieren

21.08.2024 Tödliche Schüsse in Münchener Supermarkt: Polizeigewerkschaft fordert Taser für Streifenbeamte! Nach dem tödlichen Schusswaffengebrauch in einem Supermarkt in München am Montag hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Bayern die Forderung nach einem Taser für Streifenpolizisten erneuert. Dieser könnte laut Jürgen Köhnlein, Landesvorsitzender der DPolG, als Lückenschluss zwischen Pfefferspray und Dienstwaffe wirken. 19.03.2024 Oberfränkische Kriminalstatistik 2023: "In Oberfranken leben heißt besonders sicher leben" Am Dienstag veröffentlichte das Polizeipräsidium Oberfranken die Kriminalstatistik für das 2023. Mit 71,5 Prozent erreichte die oberfränkische Polizei die höchste Aufklärungsquote aller Präsidien im Freistaat. Zudem sanken im Regierungsbezirk die erfassten Straftaten um über fünf Prozent. 21.02.2024 Unfallstatistik für Oberfranken: Deutlich weniger Verkehrstote in 2023 Mit ihrer Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023 zog das Polizeipräsidium Oberfranken jetzt eine Bilanz für das abgelaufene Jahr. Hervorzuheben ist laut Polizei der erneut starke Rückgang im Bereich der Verkehrstoten. 2023 wurde der zweitniedrigste Wert in diesem Jahrtausend bilanziert. 16.12.2024 Neuer Rekord in Bayern: Niedrigste Müllmenge seit Beginn der Aufzeichnungen Die Menschen in Bayern haben so wenig Müll produziert wie vor 1991. Das geht aus der Abfallbilanz der Freistaats Bayern hervor.