Umfangreiche und langwierige Ermittlungen der Kripo Oberpfalz und der in Bamberg ansässigen Zentralstelle Cybercrime Bayern haben zu einem Erfolg geführt. Bereits Ende 2022 konnten Anklagen gegen mutmaßliche Verantwortliche der betrügerischen Anlageplattform GetFinancial erhoben werden. Damit stehen nun drei Verfahren mit insgesamt fünf Angeklagten aus.
Drei Angeklagte sollen 2015 erster Callcenter in Israel gegründet haben
In einem ersten Verfahren müssen sich drei israelische Staatsangehörige, zwei 34-Jährige und in 62-Jähriger, verantworten. Die Männer sollen 2015 in das Geschäft mit betrügerischen Anlageplattformen eingestiegen sein. Bereits damals sollen sie außerdem ein erstes Callcenter in Israel gegründet haben. Weitere Callcenter sollen in den Folgejahren auch in Georgien, in der Republik Moldau und in Armenien eingerichtet worden sein. Aus diesen Callcentern heraus wurden gutgläubige Kunden dazu gebracht, auf einer Vielzahl von betrügerischen Plattformen teilweise hohe Geldsummen zu investieren („Cybertrading“).
Geldverlust durch Investition in vermeintliche Anlagen
Der Ablauf des betrügerischen Cybertradings gestaltet sich in seiner Grundstruktur regelmäßig gleich, erklärt die Zentralstelle Cybercrime Bayern am Freitag (17. Februar). Die Täter gaukeln den potenziellen Kunden vor, digitale Plattformen für den Handel mit unterschiedlichen Finanzinstrumenten (vor allem CFDs, Forex und Kryptowährungen) zur Verfügung zu stellen. Eine Investition sowie ein Vorhalten von Anlegergeldern zur Gewinnausschüttung finden in Wahrheit aber nicht statt. Die eingezahlten Gelder werden demnach nicht angelegt und die für den Kunden sichtbare Handelsplattform ist ebenso wie das angebliche Kundenkonto eine reine Täuschung. In vielen Fällen kommt es zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Hohe Dunkelziffer an Betroffenen des betrügerischen Cybertradings
Von dem Deliktsphänomen, das der internationalen organisierten Cyber-Kriminalität zuzurechnen ist, sind allein in Deutschland zehntausende Anleger betroffen. In zahlreichen anderen europäischen Ländern finden sich unzählige weitere Geschädigte. Die Dunkelziffer ist beträchtlich, da vielen Anlegern das hohe Verlustrisiko des gewählten Investments bekannt ist und sie irrtümlich davon ausgehen, dass sich eben dieses Risiko verwirklicht hat.
Getäuschte Kunden um über 76 Millionen Euro betrogen
Den drei Angeschuldigten wird in dem Verfahren unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in acht Fällen vorgeworfen. Sie wurden 2021 in Slowenien, Italien und Israel festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Sie sollen für folgende betrügerische Anlageplattformen verantwortlich sein:
44-Jähriger soll für Werbung verantwortlich gewesen sein
2019 soll ein weiterer Angeklagter zu der Gruppe gestoßen und für Werbekampagnen verantwortlich gewesen sein. Der 44-jährige ukrainische und israelische Staatsangehörige muss sich in einem separaten Verfahren verantworten. Ihm wird unter anderem der gewerbs- und bandenmäßige Betrug in fünf Fällen vorgeworfen. Der Mann wurde Ende Februar 2022 bei der Ausreise aus der Ukraine in Polen festgenommen und von dort im März 2022 nach Deutschland ausgeliefert.
Ermittlungen gegen weitere Bandenmitglieder dauern noch an
In einem dritten Verfahren ist eine 30-jährige Russin angeklagt. Sie soll seit Dezember 2018 als Managerin für das IT-Entwicklerteam der Gruppe aktiv gewesen sein. Sie wurde in Georgien festgenommen, im Mai 2022 nach Deutschland ausgeliefert und muss sich unter anderem wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in sechs Fällen verantworten. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern und die Kripo Oberpfalz ermitteln weiter gegen weitere Mitglieder der Tätergruppierung. Weitere Auslieferungen sind demnach bereits in Vorbereitung.