Der Bamberger Stadtrat fordert eine Schließung der Ankereinrichtung für Asylbewerber zum Ende des nächsten Jahres. Damit folgt das Gremium einer Empfehlung der Stadtspitze, die sich auf Vertragsinhalte mit dem Freistaat Bayern beruft. Das Ergebnis war am Ende einstimmig.
Fraktionen hoffen auf Entwicklungspotential
In der Sitzung machten viele Fraktionen deutlich, dass ein Ende des Ankerzentrums zwar neue Belastungen für die Stadtgesellschaft mit sich bringen würden, gleichzeitig sehen sie ein großes Entwicklungspotential auf der Fläche, die heute von der großen Asyleinrichtung genutzt wird. CSU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Seitz merkte an, die Diskussion komme eigentlich sehr spät. In wenigen Monaten müsste nun ein „schlüssiges“ Konzept erarbeitet werden, um Flüchtlinge dezentral unterzubringen.
Wohin mit neuen Flüchtlingen in Bamberg?
Genau das käme nämlich auf Bamberg zu: Sollte das Ankerzentrum schließen, würde die Stadt „behandelt wie jede andere auch“, so der Oberbürgermeister Andreas Starke. Bislang musste die Stadt kaum Flüchtlinge aus dem „normalen“ Verteilschlüssel aufnehmen, das würde sich ändern. Diese Flüchtlinge kämen nicht mehr im Ankerzentrum unter, sondern müssten flächendeckend im Stadtgebiet verteilt werden.
Dezentrales Unterbringungskonzept
Die Stadt möchte sich nun intensiv um Unterbringungsmöglichkeiten kümmern. Erwartet werden bis zu 700 Personen, für die Bamberg zuständig wäre. Anpassen möchte die Stadt auch die Infrastruktur, beispielsweise Schulen oder ÖPNV. Auch ein Dialog wird nötig sein: nicht jeder Stadtteil werde wohl Flüchtlinge mit offenen Armen aufnehmen, so die Erwartung der Stadtspitze. Andreas Starke warnte vor einer Spaltung der Stadtgesellschaft und vor einem „Ankerzentrumswahlkampf“ – 2026 stehen die Kommunalwahlen in Bayern an. Auch Ulrike Sänger von der Fraktion Grünes Bamberg warnte vor Hetze und forderte eine sachliche Diskussion. Heinz Kuntke von der SPD sieht den angestoßenen Prozess als unbedingt notwendig an. Die Idee eines Ankerzentrums habe sich überholt. Stiegen wie in manchen Zeiten die Belegungszahlen an, bedeute dies eine übermäßige Belastung des Bamberger Ostens. Jetzt gelte es, Ängste in anderen Stadtteilen zu begegnen.
Ankereinrichtung besteht seit 2015
In der Ankereinrichtung im Bamberger Osten sind zurzeit etwa 1400 Asylsuchende untergebracht. Betreiberin ist die Regierung von Oberfranken im Auftrag des Freistaats. Eröffnung war im September 2015. Damals hieß, bis zum 31.12.2025 soll die Einrichtung maximal laufen. Doch eine definitive Aussage der bayerischen Staatsregierung steht aus.
Was passiert im Bamberger Osten?
Vereinzelt wurde die Forderung laut, im Bamberger Osten nach einer Schließung der Ankereinrichtung keine oder nur noch wenige Flüchtlinge unterzubringen. So solle den Anstrengungen der Bevölkerung dort in den letzten neun Jahren Rechnung getragen werden. Entsprechende Anregungen kamen von Bambergs Unabhängigen Bürgern, dem Bamberger Bürgerblock oder auch von der AfD.