Nach umfangreichen Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern und der Kriminalpolizeiinspektion Bamberg mit Unterstützung des Bundeskriminalamts konnten im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit Strafverfolgungsbehörden aus Bulgarien Maßnahmen gegen international agierende mutmaßliche Anlagebetrüger vollzogen werden. Die Täter sollen in den vergangenen Jahren vermutlich tausende Anleger, insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum, um dutzende Millionen Euro betrogen haben.
Fünf Festnahmen in Bulgarien
Am 16.03.2021 wurden in Bulgarien insgesamt vier Männer und eine Frau im Alter zwischen 30 und 43 Jahren festgenommen. Für sämtliche Personen hatte die Zentralstelle Cybercrime Bayern im Vorfeld in enger Zusammenarbeit mit einer eigens im Sommer 2019 eingerichteten Ermittlungskommission der Kripo Bamberg wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs Haftbefehle erwirkt. Aufgrund der deutschen Fahndungsmaßnahmen erfolgte jetzt die Inhaftierung. Die Festgenommenen stammen aus Bulgarien, Tschechien und Montenegro.
Beweise bei Durchsuchungen gesichert
Bei der Durchsuchung von sieben Objekten insbesondere in Sofia konnte umfangreiches Beweismaterial sichergestellt werden. Die jetzigen Maßnahmen knüpften an einen ersten Action Day im April 2020 an. Bereits im Dezember 2020 führte zudem die Generalstaatsanwaltschaft Kiew in dem Ermittlungskomplex in der Ukraine einen groß angelegten Action Day durch, bei dem es zur vorläufigen Festnahme mehrerer Personen, zur Durchsuchung einer Vielzahl von Privat- und Geschäftsräumen und zur Beschlagnahme von Immobilien, Luxusautos und Bargeld im geschätzten Gesamtwert von bis zu 50 Millionen Euro gekommen war. Ergänzend wurden vor wenigen Wochen in Berlin durch die Kriminalpolizeiinspektion Bamberg drei Durchsuchungsbeschlüsse vollzogen.
Privatanleger über Cybertrading-Plattformen geprellt
Die Täter sollen im großen Stil europaweit gravierende Vermögensschäden bei Privatanlegern über sog. Cybertrading-Plattformen, die unter verschiedenen Domains betrieben werden, verursacht haben. Dabei spiegeln die Täter den potenziellen Kunden vor, digitale Plattformen für den Handel mit unterschiedlichsten Finanzinstrumenten (bis zu deren Untersagung vor allem binäre Optionen, nunmehr insbesondere CFDs, Forex, Kryptowährungen) zur Verfügung zu stellen. Eine Investition bzw. eine Platzierung von Optionen sowie ein Vorhalten von Anlegergeldern zur Rückzahlung bzw. zur Gewinnausschüttung finden in Wahrheit nicht statt. Die eingezahlten Gelder werden zu keinem Zeitpunkt einer Kapitalanlage zugeführt, die für den Kunden sichtbare Handelsplattform ist ebenso wie das angebliche Kundenkonto eine reine Täuschung. In einer Vielzahl von Fällen kommt es nach einzelnen missglückten angeblichen Trades zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Unzählige Geschädigte in ganz Europa
Von dem Deliktsphänomen, das der internationalen organisierten Cyber-Kriminalität zuzurechnen ist, sind allein in Deutschland mehrere tausend Anleger betroffen. In zahlreichen anderen europäischen Ländern finden sich unzählige weitere Geschädigte. Das Dunkelfeld ist beträchtlich, da vielen Anlegern das hohe Verlustrisiko der gewählten Investmentart bekannt ist und sie irrtümlich davon ausgehen, dass sich eben dieses Risiko verwirklicht hat. Die Täter, gegen die sich die Maßnahmen in Bulgarien, in der Ukraine sowie in Berlin richteten, sollen im Zeitraum 2018 bis April 2020 zumindest die Plattformen Trade Capital, Fibonetix, Nobel Trade, Forbslab und Huludox betrieben haben. Die komplexen Ermittlungen der Zentralstelle Cybercrime Bayern und der Kriminalpolizeiinspektion Bamberg gemeinsam mit ihren vielen ausländischen Partnern dauern an.