Die Fernwärme in Bayreuth soll komplett klimaneutral werden. Daher planen die Stadtwerke Bayreuth, ihr teilweise noch fossil befeuertes Heizwerk in der Kolpingstraße um eine nachhaltige Energiezentrale zu erweitern. Nach dem Wegfall des Stadtbad-Grundstücks (Wir berichteten!) wurde vom Aufsichtsrat beschlossen, Alternativstandorte zu prüfen. Die Ergebnisse liegen nun vor: Favorit ist die Fläche vor dem Kolpinghaus.
Gelände des Stadtbads fällt weg
Im Juni unterbreiteten die Stadtwerke dem Aufsichtsrat den Vorschlag, für die neue Energiezentrale das Grundstück des Stadtbades zu nutzen und das Bad zu schließen. Bei der Prüfung waren es vor allem kaufmännische Interessen, die für das Grundstück des Stadtbades und für seine Schließung sprachen. Aber: Nach dem Beschluss des Stadtrates, sich den Forderungen des Bürgerbegehrens ‚Rettet das Stadtbad‘ anzuschließen, fiel dieser Standort weg. (Weitere Informationen!)
Grundvoraussetzungen für den Bau
Die Stadtwerke bewerteten insgesamt sechs Grundstücke im direkten Umfeld des Stadtbades. Vorgegeben war ein Flächenbedarf von insgesamt 2.000 Quadratmetern. Darin zum Einsatz kommen sollen ein Biomassekessel und Wärmepumpen, die für eine Leistung von rund 15 Megawatt sorgen. Ebenso erforderlich: Ein Kamin mit einer Höhe von rund 30 Metern.
Mehrere Grundstücke fallen durch
Einige Grundstücke fielen somit gleich durch das Raster: So steht eine Fläche der Bahn - östlich des Stadtbades gelegen - nicht zum Verkauf. Auch eine Nutzung über einen Pachtvertrag schließt die Bahn aus. Das Gelände des Spielplatzes am Roten Main inklusive der Stadtbadturnhalle ist zu schmal und bietet keine Erschließung, um es mit Lkw erreichen zu können. Der Parkplatz der Finanzverwaltung - nördlich vom Stadtbad - ist zu klein, um dort die notwendige Technik unterzubringen. Auch der Parkplatz direkt vor dem Stadtbad kommt nicht infrage, da er ebenso zu klein ist und gesetzliche Mindestabstände laut Stadtwerke nicht eingehalten werden können.
In der Theorie geeignet: Webatex-Gelände
In der Theorie besser wäre als Standort das Webatex-Gelände geeignet. Laut den Stadtwerken wäre dieses Grundstück technisch denkbar, wobei aber allein die Erschließung mittels Fernwärmeleitung 1,5 Millionen Euro kosten würde. Die Leitung könnte zudem nicht unter der Erde verlegt werden, da im Boden der Tunnelstraße kein Platz ist und eine Querung unter der Bahnlinie nicht möglich ist. Stattdessen müssten die Leitungen über den Roten Main geführt werden. Unklar wäre hierbei zudem, um Grundstückseigentümer Teilflächen verwerten würden.
Technische Umsetzung auf einer Fläche zwischen Kolpinghaus und Hohenzollernring
Technisch umsetzbar wäre die Energiezentrale auf der Fläche zwischen Kolpinghaus und Hohenzollernring, wo sich heute zwischen den Bäumen ein Parkplatz befindet. Hier bräuchten die Stadtwerke zusätzlich die Parkplatzfläche der Finanzverwaltung. Aus einem Standort würden somit zwei. Vor dem Kolpinghaus würde auf einer nutzbaren Baufläche von 800 Quadratmetern eine zweistöckige Energiezentrale mit einer Höhe von rund acht Metern entstehen.
Im Vergleich zum Stadtbad-Grundstück haben wir hier einfach viel weniger nutzbare Grundfläche, weswegen es ohne einen zweiten Stock hier nicht geht. Und auch dann werden wir dort nicht die Fernwärmeleistung installieren können, wie es auf dem Gelände des Stadtbads möglich gewesen wäre. Unabhängig davon ist es in unserer Analyse die zweitbeste Variante.
(Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth)
Kosten des Projektes noch nicht bezifferbar
Die Ergebnisse der Analyse wurden den politischen Entscheidern am Dienstag (04. Oktober) mitgeteilt. Geschäftsführer Jürgen Bayer wartet jetzt auf das "Go" vom Aufsichtsrat, um die Planungen zu vertiefen. Wie hoch die Kosten für die Energiezentrale an diesem Standort ausfallen würden, kann der Versorger aber noch nicht abschätzen. Zuversichtlich zeigen sich die Stadtwerke, dass das Projekt gefördert werden könnte. Bis zu zehn Millionen Euro stehen hierbei hier im Raum . Positiv bewertete Bayer, dass die Fernwärme in Bayreuth noch nie so viel Aufmerksamkeit wie jetzt bekommt.
Wir haben beispielsweise ein Objekt in der Nähe unserer Energiezentrale Röntgenstraße angeboten bekommen, von dem wir nicht wussten, dass es auf den Markt kommt. Sollten wir dieses Projekt umsetzen können, wäre das ein wichtiger Schritt in puncto Fernwärme, weil unsere dortige Energiezentrale ausgelastet ist und wir andernfalls keine neuen Kunden an unser Fernwärmenetz anschließen könnten. Auch die andernfalls notwendige Kopplung mit unserer Energiezentrale in der Kolpingstraße ist dann kein Muss mehr.
(Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth)