Drei Jahre ist es her, dass der Klinikverbund Regiomed ein unerwartetes Millionendefizit vermelden musste. Der damalige Hauptgeschäftsführer Joachim Bovelet schied aus. Sein Nachfolger Alexander Schmidtke wurde mit der Konsolidierung betraut. Er verglich die Situation mit einem Bergaufstieg und bewertete die derzeitige Lage grundsätzlich als gut: „Wir befinden uns im Basislager“, so seine Aussage. Am Mittwoch (13.Oktober) lud Regiomed nun zur Bilanzpressekonferenz ein.
6,7 Millionen Euro Minus in 2020
6,7 Millionen Euro betrug laut dem Zahlenwerk das Defizit im vergangenen Jahr. Was zunächst ernüchternd klingt, darf die Geschäftsführung als Erfolg verbuchen. Im „Krisenjahr“ 2018 bilanzierte man noch ein Minus von 25,1 Millionen Euro.
Einzelmaßnahmen sollen Defizit mindern
Seitdem wurden bei Regiomed 189 Einzel-Maßnahmen in einem Paket angestoßen. Zuvor wurde ein spezielles Gutachten erstellt, welches Einsparpotentiale aufzeigen sollte. „Das wird weitergehen“, kündigte Schmidtke bei dem Termin in der Regiomed-Verwaltung an. 240 solcher Maßnahmen seien bis 2025 noch geplant. Das Volumen soll hierbei 28 Millionen Euro betragen.
Staatsanwaltschaft prüfte Verstöße
Die Gründe für das Defizit wurden der Presse vor Augen geführt. Demnach klafften spätestens ab 2017 Erträge und Ausgaben deutlich auseinander. Dazu kamen Entscheidungen der damaligen Regiomed-Spitze, die man in der Rückschau als zumindest unglücklich bewerten darf. Regiomed selbst stieß interne Ermittlungen an, die Staatsanwaltschaft prüfte strafrechtliche Verstöße.
Herausforderung: Corona-Pandemie
Das soll nun keine Rolle mehr spielen: Die große Herausforderung beim Klinikverbund ist die Corona-Pandemie. 1.069 Covid-Fälle registrierte Regiomed 2020. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres wurden 1.290 Fälle behandelt. 247 davon auf der Intensivstation (2020: 183). 156 Personen mussten beatmet werden (2020: 93).
„Schwarze Null“ für 2022 geplant
Dennoch: 2021 soll sich laut Unternehmensangaben die positive Entwicklung fortsetzen. Hochgerechnet ab August dürfte das Defizit heuer „nur“ noch 3,9 Millionen betragen. 2022 rechnet die Geschäftsführung gar mit einer „Schwarzen Null“.
Abrutschen in die roten Zahlen soll zukünftig vermieden werden
Der Berg ist also bald erklommen. Im Gegensatz zum Bergsteiger möchte es sich Regiomed an der Spitze häuslich einrichten und nicht wieder absteigen. „Die Konsolidierung müsse in jedem Fall nachhaltig ablaufen“, so Schmidtke. Das wäre ganz im Sinne von Coburgs Landrat Sebastian Straubel, der bei der Bilanzpressekonferenz unterstrich, dass die medizinische Versorgung in kommunaler Hand bleiben solle.
Neuer Klinikbau in Coburg geplant
Ein wichtiger Baustein wäre hierbei die Errichtung eines neuen Krankenhauses in Coburg. Das 500-Millionen-Euro-Projekt soll im Dezember beim Freistaat beantragt werden. Am Dienstag (19. Oktober) sollen offenbar Pläne der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Wir werden Ihnen etwas zeigen“, so Schmidtke gegenüber der Presse.
Hintergrund
Regiomed ist der einzige länderübergreifende Klinikverbund in Deutschland. Die Standorte befinden sich sowohl in Thüringen als auch auf bayerischer Seite in Oberfranken. Hier gehören unter anderem die Krankenhäuser in Coburg, Lichtenfels und Neustadt bei Coburg zu Regiomed. Der Klinikverbund beschäftigt rund 5.500 Menschen.