Werdende Väter können ihre Partnerinnen in den Regiomed-Kliniken weiterhin bei der Geburt begleiten. Das meldeten die Verantwortlichen am gestrigen Donnerstagabend (26. März). Das Ganze ist möglich, wenn der Vater symptomfrei ist und in den letzten 14 Tagen keinen Kontakt zu einer infizierten Person hatte. Darüber hinaus muss der Mann, bevor er den Kreißsaal betritt, umfangreiche Hygienemaßnahmen durchführen und eine vollständige Schutzmontur tragen, um das Ansteckungsrisiko für andere Eltern und Babys und für die Mitarbeiter zu minimieren.
Schwere Entscheidungsfindung für die Klinikleitung
In den letzten Tagen hatten die Verantwortlichen sehr gerungen, um eine Lösung zu finden, die es sowohl den werdenden Eltern ermöglicht, die Ankunft des Neugeborenen gemeinsam zu erleben und zugleich sicherstellt, dass man auch im weiteren Verlauf der Pandemie die Versorgung in der Geburtsmedizin aufrechterhalten kann.
Kreißsaalschließung wäre der Super-GAU
„Gerade bei Hebammen kämpfen wir schon in normalen Zeiten mit extremen Fachkräftemangel“ erklärt Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke. Wenn einige wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kreißsaal wegen einer CoronaInfektion ausfielen oder vom Gesundheitsamt unter Quarantäne gestellt würden, könne das im schlimmsten Fall zur Kreißsaalschließung führen. „Natürlich war uns sehr bewusst, was für eine gravierende Einschränkung es ist, wenn ein Vater die Geburt nicht miterleben kann“, sagt Schmidtke. Man dürfe aber auch nicht riskieren, dass eine Schwangere, die zur Entbindung kommt, nach Hause geschickt werden müsse, weil ein Großteil der Hebammen unter Quarantäne stehe.
Verunsicherung bei werdenden Mamas
„Uns ist bewusst, dass die öffentliche Diskussion der letzten Tage für alle Frauen, die bei uns ihre Entbindung planen, extrem verunsichernd war. Dafür möchten wir uns ausdrücklich entschuldigen“, betont Schmidtke. In enger Absprache mit den Chefärzten der Geburtsmedizin und den Gesellschaftern habe man nach eine Lösung gesucht. Er danke besonders dem Landtagsabgeordneten Martin Mittag, dem Coburger Landrat Sebastian Straubel und Oberbürgermeister Norbert Tessmer, dass sie sich persönlich eingebracht hätten. „Jetzt haben wir eine Regelung gefunden, die für die Ministerien, die Mediziner, die Hygienefachleute und uns alle als mitfühlende Menschen tragbar ist.“
Umfangreiche Hygienemaßnahmen für den Vater
Auf Nachfrage von Regiomed hat das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Besucherregelung präzisiert. Damit können werdende Väter bei der Geburt ihrer Kinder im Kreißsaal dabei sein. Zuvor muss er umfangreiche Hygienemaßnahmen durchführen. Mantel, Jacke und Handy müssen vorher abgelegt werden. Die eigenen Schuhe werden ausgezogen und anschließend die Hände 30 Sekunden lang desinfiziert. Dann wird ein Schutzanzug angezogen und eine Schutzmaske mit Atemventil angelegt. Eine Schutzbrille, zwei Paar Handschuhe und spezielle OP-Schuhe vervollständigen die Schutzmontur.
Regeln müssen strikt eingehalten werden
„Auf die Einhaltung dieser Regelungen müssen wir leider streng achten, da die Begleitung bei der Geburt während der Pandemie nur so unter hygienischen Aspekten vertretbar ist“, betont der Leiter des Regiomed Hygiene-Instituts Prof. Klaus-Dieter Zastrow. „Verlässt der Vater den Kreißsaal, muss das ganze Procedere bei der Rückkehr wiederholt werden.“ Nach der Geburt können sich die Eltern mit ihrem Neugeborenen in ein Familienzimmer zurückziehen und sich in diesem geschützten Raum in Ruhe kennenlernen. „Da die junge Familie dort unter sich ist, sind keine besonderen Schutzmaßnahmen notwendig“, stellt Zastrow klar.