Der Coburger Stadtrat hat Max Brose am Donnerstagabend (26. März 2015) rehabilitiert. Eine große Mehrheit des Gremiums folgte einem Vorschlag von Oberbürgermeister Norbert Tessmer.
Dieser formulierte, der Stadtrat habe 2004 eine Max-Brose-Straße abgelehnt, weil damals zu wenig Informationen vorgelegen hätten. Heute sehe die Sachlage anders aus, neue Erkenntnisse ließen das Verhalten Max Broses zur NS-Zeit in einem anderen Licht erscheinen. Laut Beschluss bedauert der Stadtrat die Entscheidung vor elf Jahren.
Über den Tagesordnungspunkt – Nummer von 15 von insgesamt 19, hinter den Stadträten, Zuschauern und Medienvertretern lagen bereits über vier Sitzungsstunden – entbrannte kurzzeitig eine engagierte Diskussion. Die Fraktion der Grünen/ Bündnis 90 ließ durch Martina Benzel-Weyh eine Erklärung verlesen: sie würden eine Revision oder ein Bedauern des Entschlusses von 2004 ablehnen. Der Stadtrat solle sich nicht zu „Erfüllungsgehilfen“ machen lassen. Ihr Fraktionskollege Wolf-Rüdiger Benzel ergänzte, er sehe es als Anmaßung an, den Kollegen von damals eine unprofessionelle Vorbereitung vorzuwerfen.
Friedrich Herdan von der CSU – seines Zeichens Präsident der IHK zu Coburg – verteidigte Max Brose. Aus heutiger Sicht sei es leicht, generell moralische Bedenken wegen des Verhaltens in der NS-Zeit anzumelden. Brose habe sich schützend vor sein Unternehmen und die hiesige Wirtschaft gestellt.
Das war es allerdings mit Diskussion. Max Beyersdorf von der CSU beantragte ein Ende der Debatte. Das ist laut Geschäftsordnung möglich. Tatsächlich folgten 25 Stadträte diesem Antragt bei 13 Gegenstimmen. Der Vorschlag von Norbert Tessmer erreichte sogar 30 Ja-Stimmen bei 8 Gegenstimmen. Unter den Zuschauern gab es zum Teil Unmutsäußerungen, wegen der kurzen Debatte und der Rehabilitierung Max Broses.
Erst am letzten Wochenende hatte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Bedenken angemeldet, sollte der Coburger Stadtrat seine Entscheidung von 2004 in Frage stellen. Zuvor hatte Schuster einen Vergleich Max Broses mit Oskar Schindler kritisiert – getätigt von Brose-Hauptgesellschafter Michael Stoschek. Allerdings war der Enkel von Max Brose kurze Zeit später zurückgerudert. (Den Beirag sehen Sie hier.)
Seit der Ablehnung einer Max-Brose-Straße ist das Verhältnis von Michael Stoschek und auch das der Firma Brose zur Stadt Coburg belastet. Zuwendungen an Vereinen blieben beispielsweise aus. Seit einiger Zeit bemüht sich Oberbürgermeister Norbert Tessmer darum, „Wunden zu heilen“, wie er sagt. Er suchte das Gespräch mit Michael Stoschek, außerdem fand ein Austausch mit den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat statt. Erst am vergangenen Freitag hatten Tessmer und Stoschek gemeinsam vor Pressevertretern eine Erklärung abgegeben (Den Beitrag sehen Sie hier, außerdem können Sie sich das komplette Statement von Michael Stoschek hier ansehen.)