In Dörfles-Esbach (Landkreis Coburg) wurden im Sommer zwei Jungstörche tot aufgefunden. Bei einer toxikologischen Untersuchung im Auftrag des bayerischen Naturschutzverbands wurden in beiden Kadavern das verbotene Nervengift Promecarb nachgewiesen. Dies teilte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) am Montag (11. Oktober) mit. Das Nervengift ist EU-weit seit 2002 verboten.
Anwohner entdeckt toten Jungstorch
In Dörfles-Esbach fand im Sommer in unmittelbarer Nähe zum Storchenhorst ein Anwohner einen toten Jungstorch. Durch den LBV wurde der Vogel geborgen, eingefroren und zur Untersuchung in das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Erlangen gebracht. Auffällig war laut LBV, dass in den darauffolgenden Tagen sowohl ein Altstorch als auch ein zweiter Jungstorch nicht mehr am Horst gesichtet wurden.
Schwere innere Blutungen bei erster Untersuchung festgestellt
Mitte August trafen dann Untersuchungsberichte zu gleich zwei toten Störchen ein. Offenbar stammte der zweite tote Jungstorch aus dem gleichen Horst in Dörfles-Esbach und war über das Landratsamt Coburg zur Untersuchung beim LGL abgeliefert worden. Bei der Untersuchung eines Vogels wurden zahlreiche innere Verletzungen und Blutungen festgestellt, unter anderem an Lunge, Nieren und Leber.
Toxikologische Gutachten stellt Promecarb in den Kadavern fest
Um die Art der Verletzungen zu klären, wurde die Ludwig-Maximilians-Universität München eingeschaltet. Durch eine toxikologische Untersuchung wurden bei beiden Störchen Rückstände des verbotenen Gifts Promecarb nachgewiesen. Promecarb ist ein reversibles Nerventoxin, das die Übertragung von Signalen in den Nerven blockiert und in hohen Dosen zu Anfällen und Tod führen kann. Der seit 19 Jahren verbotene Giftstoff wurde früher als Insektenvernichtungsmittel eingesetzt.
Landesbund für Vogelschutz bittet um Hinweise aus der Bevölkerung
Für uns ist es unerklärlich, wie dieses Gift in die Jungstörche gelangt ist, deshalb bitten wir die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufklärung.
(Dr. Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter Naturschutz)
Der LBV Coburg erstattete nach den Untersuchungsergebnissen eine Anzeige bei der Polizei. Da nach wie vor ist es unklar, wie das verbotene Nervengift in die Störche gelangte. Der Landesbund für Vogelschutz bittet alle Bürgerinnen und Bürger im Coburger Land um Mithilfe und konkrete Hinweise, um die Fälle aufzuklären.
Wir vermuten, dass jemand gezielt Giftköder gegen Fuchs, Rabenvögel, aasfressende Greifvögel präpariert und ausgelegt hat oder Hunde vergiften wollte. Wir bitten deswegen die Bevölkerung bei Spaziergängen um Dörfles-Esbach herum, die Augen offen zu halten und verdächtige Beobachtungen sowie Köderfunde direkt der Polizei zu melden.
(Hans Schönecker, LBV Coburg)