Das hat es vermutlich seit mehreren Jahrhunderten im Fichtelgebirge nicht mehr gegeben: Zwei Luchse durchstreifen gemeinsam ihr Revier. Eine aufgestellte Wildkamera lieferte jetzt das sensationelle Foto. Die Experten des heimischen Naturparks Fichtelgebirge und vom Bayerischen Landesamt für Umwelt konnten Julchen (links) und Finn anhand ihres Fleckenmusters ausmachen.
„Foto-Sechser“ von Naturpark-Ranger Ronald Ledermüller
Wie das Landratsamt Wunsiedel am Montag (06. Dezember) mitteilte, gelang dieses seltene Schauspiel Naturpark-Ranger Ronald Ledermüller. Der Bild-Beweis zeigt, dass es der Luchsin gut geht. Julchen wurde im vergangenen Sommer als einjähriges Tier im südlichen Bereich des Naturparks Fichtelgebirge wieder in die freie Natur entlassen, nachdem sie zuvor als verwaistes Jungtier im Bayerischen Wald gefunden und gesundgepflegt wurde.
Eigentlich, so die Experten, leben Luchse als Einzelgänger. Wie kommt es dann aber, dass zwei Luchse gemeinsam durch den Wald streifen?
Kuder, also männliche Luchse, nutzen bis zu 400 Quadratkilometer große Streifgebiete, in denen sie keine anderen männlichen Luchse dulden, Luchsinnen aber natürlich sehr wohl.
(Ronald Ledermüller, Naturpark-Ranger)
Finn kommt aus dem benachbarten Naturpark Steinwald
Für das Luchs-Monitoring in Bayern ist das Bayerische Landesamt für Umwelt zuständig. Vor Ort betreut der Naturpark Fichtelgebirge mit seinen Rangern die Fotofallen. Anhand des Fleckenmusters konnten die Experten die beiden abgelichteten Tiere eindeutig identifizieren. Zu Julchen gesellte sich nun ein Luchs, der im Juni 2020 im benachbarten Naturpark Steinwald zur Welt kam. Zwar ist es noch nicht genetisch nachgewiesen, aber die Beobachter gehen davon aus, dass es sich dabei um einen Kuder handelt, der auf den Namen Finn getauft wurde. Der Anfangsbuchstabe leitet sich dabei von seiner Mutter „Fee“ im Steinwald ab.
Er tauchte überraschend heuer im Frühling erstmals im Fichtelgebirge auf. Seitdem ließ sich über die Fotofallen-Bilder nachvollziehen, wie er sich Julchen immer mehr genähert hat
(Ronald Ledermüller, Naturpark-Ranger)
Wann gibt es Nachwuchs bei Familie Luchs?
Ob man nun auch mit Nachwuchs bei Familie Luchs rechnen kann, diese Frage will der Experte noch nicht schlussendlich beantworten. „Da werden wir uns noch gedulden müssen“, erklärte Ledermüller. Luchse werden normalerweise erst im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Mindestens ein Jahr wird es also noch dauern, bis aus dem ersten Date eine echte Luchs-Lovestory werden kann.
Hintergrundinformationen
Luchse waren in früheren Zeiten im Fichtelgebirge wie in praktisch allen Mittelgebirgen und den Alpen heimisch. Im Lauf der Zeit wurden sie in ganz Mitteleuropa ausgerottet. Der letzte Luchs im Fichtelgebirge wurde 1710 bei Sichersreuth erlegt. Seit 2017 wurden in den Naturparks Steinwald und Fichtelgebirge drei junge Luchse wieder freigelassen. Das soll dazu beitragen, die Luchs-Population in Bayern zu stabilisieren und einen Trittstein zwischen den Vorkommen im Bayerischem Wald und Harz zu schaffen.