Millionen Gas-Kunden droht ab Oktober ein neuerlicher Preis-Hammer. Am Montag (15. August) wurde die neue Gasumlage veröffentlicht: Sie beträgt netto 2,419 Cent pro Kilowattstunde (brutto: 2,879). Dies teilte die zuständige Trading Hub Europe GmbH mit. Für Durchschnittshaushalte führt dies zu jährlichen Mehrkosten in Höhe von gut 430 Euro. Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Bayreuth bezahlen die neue Umlage erstmals ab November 2022, so das Unternehmen in einer ersten Reaktion.
Gas-Mehrkosten von rund 430 Euro pro Jahr
Die beschlossene Umlage soll Firmen ab Oktober entlasten, die aufgrund der Gas-Drosselung durch Russland auf anderen Märkten Gas kaufen müssen. Die Bundesregierung will mit der Maßnahme Lieferausfälle und mögliche Firmenpleiten vermeiden. Die Kosten hierfür werden die Verbraucherinnen und Verbraucher tragen müssen. Die Einnahmen der neuen Umlage erhalten Gasimporteure, die durch die deutlich zurückgegangenen Lieferungen aus Russland in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Deren Problem ist, dass sie Gas zu deutlich teureren Preisen auf dem Weltmarkt nachkaufen müssen, um ihre Lieferverpflichtungen gegenüber den Energieversorgern einhalten zu können. 90 Prozent ihrer Mehrkosten können die Importeure ab 1. Oktober geltend machen. Dies hat für private Haushalte deutliche Auswirkungen im Geldbeutel. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 15.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr betragen die Mehrkosten rund 430 Euro brutto – so die Stadtwerke Bayreuth in einer ersten Reaktion.
Gasumlage ein „durchlaufender Posten“ für die Stadtwerke
Damit verteuert sich der Gaspreis auch für die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Bayreuth. Profitieren werde das Unternehmen davon nicht, betonte Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer, da die Umlage ein „durchlaufender Posten“ sein soll. Unabhängig davon kritisierte Bayer das Vorgehen des Gesetzgebers.
An der Umlage führt kein Weg vorbei, allerdings ist sie handwerklich nicht gut gemacht. Bislang ist es Fakt, dass sich alle Energieversorger an das Preisänderungsrecht halten müssen. Das heißt, wir müssen alle Kundinnen und Kunden mindestens sechs Wochen vor Wirksamkeit der Preisänderung schriftlich informieren. Bezogen auf den 1. Oktober, wäre das mehr oder minder jetzt – wie soll das aber gehen, wenn erst heute die Höhe der Umlage bekannt gegeben wird?
(Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth)
Höhere Strom- und Gaspreise ab November im Bayreuth
Der Plan der Stadtwerke Bayreuth ist daher aktuell, die Umlage ab dem 1. November von den Kundinnen und Kunden einzusammeln. Die schriftliche Information zur Gasumlage wollen die Stadtwerke mit der Ankündigung der neuen Energiepreise bei Strom und Gas aussenden, die zum 1. November erhöht werden.
Gaspreis-Plus 750 Prozent / Strompreis-Plus bei 550 Prozent
Das Unternehmen rechnet vor: Kostete eine Megawattstunde für das Folgejahr im Einkauf 2021 noch etwas mehr als 20 Euro, werden 2022 rund 170 Euro mehr fällig – eine Preissteigerung von knapp 750 Prozent. Die nervöse Preisrallye macht auch beim Strom nicht Halt: Hier steht ein Aufschlag von knapp 550 Prozent zu Buche. Derzeit, so Bayer, kalkuliert man die Preise. Mitte September sollen sie veröffentlicht werden.
Zusätzliche Gasumlage
Fest steht für die Stadtwerke Bayreuth, dass es eine politische Lösung für die steigenden Energiepreise braucht, da sich eine Entspannung nach wie vor nicht abzeichnet. „Außerdem kommt beim Gas noch eine zusätzliche Umlage, mit der die Mehrkosten für das Erreichen der inzwischen gesetzlich geregelten Füllstände der Gasspeicher zum Beginn der Heizperiode finanziert wird“, bilanzierte Bayer. Deren Höhe soll noch in dieser Woche bekanntgegeben werden. Die Mehrkosten werden vermutlich deutlich geringer ausfallen als jene durch die Gasumlage, allerdings macht es die Summe der zusätzlichen Belastungen. Bayer warnt und mahnt vor einem Kollaps der privaten Haushalte.
Wir befürchten ganz konkret, dass viele Rentner und Geringverdiener, die bislang keine Sozialhilfe bekommen, ihre Strom- und Gasrechnung nicht mehr bezahlen können werden. Diesen Menschen muss geholfen werden.
(Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth)
Zusätzliches Entlastungspaket gefordert
Bayer fordert ein zusätzliches Entlastungspaket für eben jene Bevölkerungsgruppen. „Darüber hinaus warnen wir vor den volkswirtschaftlichen Verwerfungen, wenn die Energie einen immer höheren Anteil an den Lebensunterhaltskosten ausmacht. Es ist an der Zeit, ernsthaft über eine Verringerung des Mehrwertsteuersatzes für Strom, Gas und Fernwärme zu diskutieren“, so der Stadtwerke-Chef abschließend.