Am Montagmorgen (30. Januar) vollzogen Polizei und Justiz in den Niederlanden und Belgien mehrere Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse. Hintergrund der Razzia waren Geldautomatensprengungen in den letzten Monaten in Bayern und Baden-Württemberg. Wir berichteten! Am Donnerstag (02. Februar) äußerten sich die Ermittler ausführlich in München über die Razzia und die Verhaftungen!
Ermittlungen seit einem Jahr
Seit mehr als einem Jahr ermitteln Staatsanwaltschaft Bamberg, das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg gegen eine Gruppe von Geldautomatensprengern. Diesen Personen werden mehr als 50 Straftaten zugeordnet. Geldautomatensprengen fanden in den vergangenen Monaten auch in Oberfranken statt, vorwiegend in den Landkreisen Bamberg und Forchheim, aber auch in den Landkreisen Lichtenfels und Hof. Wir berichteten mehrfach darüber.
16 Objekte durchsucht, neun Festnahmen
In einer groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungsaktion wurden am Montag in den Niederlanden sowie Belgien neun Haftbefehle vollzogen. 16 Objekte wurden durchsucht. Es handelte sich bei der Maßnahme um eine der größten Aktionen gegen Geldautomatensprenger in den Niederlanden.
Serie von Sprengungen begann im November 2021
Nach bisherigem Ermittlungsstand begann die Serie von Geldautomatensprengungen, die alle mit Festsprengstoff begangen wurden, am 5. November 2021. In Heimertingen (Unterallgäu) brachen die Täter den Geldautomaten der Sparkasse mit einem Brecheisen auf und setzten den Sprengstoff ein, um den Automaten zu zerstören und so an das darin befindliche Geld zu gelangen. Anschließend flüchteten die Täter mit einem dunklen Audi RS6 Avant und konnten unerkannt entkommen.
Täter erbeuten fast 3,5 Millionen Euro
Mit dem auffallend gleichen Prozedere gab es alleine in Bayern bis heute 34 Geldautomatensprengungen, von denen 31 erfolgreich waren. Dabei verursachten die Täter einen Schaden von mehr als vier Millionen Euro und erbeuteten über 3,4 Millionen Euro. Den bislang letzten Fall dieser Serie gab es am 19. Januar in Erkheim (Unterallgäu). In Baden-Württemberg erbeuteten die Täter bei 17 Geldautomatensprengungen zudem rund 1,8 Millionen Euro uns hinterließen einen Schaden von 2,7 Millionen Euro.
Staatsanwaltschaft Bamberg führt zentrale Ermittlungen
Um die Verfolgung der Täter möglichst effizient zu gestalten, führt die Staatsanwaltschaft Bamberg unabhängig von der Tatörtlichkeit zentral die Ermittlungen in all diesen Fällen. Für die polizeiliche Arbeit richtete das Bayerische Landeskriminalamt eine Ermittlungsgruppe im Bereich der Organisierten Kriminalität ein. In dieser waren in der Spitze über 15 Ermittlerinnen und Ermittler beschäftigt.
Ermittlungen führen ins Ausland
Die Ermittlungen führten zu einer Gruppierung aus der niederländischen Stadt Roermond (Provinz Limburg) und in die Provinz Utrecht. Die Personen dieser Gruppierung sind dringend tatverdächtigt, 34 Geldautomaten in Bayern und 17 in Baden-Württemberg sowie einen Geldautomaten in Thüringen gesprengt zu haben.
Ermittler identifizieren Mitglieder der Gruppe
In enger Zusammenarbeit mit den niederländischen Justiz- und Polizeibehörden gelang es, mehrere Mitglieder dieser Gruppe zu identifizieren. Die Vorwürfe lauten insbesondere auf schweren Bandendiebstahl, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und Zerstörung eines Bauwerkes in mehreren Fällen. Aufgrund der Skrupellosigkeit und außerordentlichen Gefährlichkeit bei der Ausführung der einzelnen Taten ermittelt die Staatsanwaltschaft Bamberg in zehn Fällen auch wegen versuchten Tötungsdelikten. Hier handelt es sich jeweils um Fälle, bei denen Menschen in besondere Gefahr gebracht wurden.
Über 270 Polizeikräfte am Montag im Einsatz
Bei der groß angelegten Festnahme- und Durchsuchungsaktion am 30. Januar waren neben Angehörigen niederländischer und belgischer Behörden auch Ermittlerinnen und Ermittler aus Bayern und Baden-Württemberg im Einsatz. Insgesamt waren mehr als 270 Einsatzkräfte und mehrere Staatsanwälte und Richter am Aktionstag beteiligt.
Neun Männer am Montag festgenommen
Bei den neun Festgenommenen handelt es sich um Männer im Alter von 25 bis 41 Jahren mit Wohnort in den Niederlanden. Sie sind niederländische, marokkanische, afghanische, türkische und rumänische Staatsangehörige mit Aufenthalt in den Niederlanden und Belgien. Nach drei weiteren Mittätern wird aktuell noch gefahndet. Die Festgenommenen wurden einem Haftrichter in den Niederlanden und Belgien vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft Bamberg beantragte die Auslieferung nach Deutschland.
Zahlreiche Beweismittel sichergestellt
In mehreren Durchsuchungsobjekten konnten umfangreiche Tat- und Beweismittel sichergestellt werden. Es wurden unter anderem mehrere Zehntausend Euro Bargeld, Maskierungsgegenstände, Luxuskleidung und Luxusuhren aufgefunden. In einer Garage in Roermond wurden ein mutmaßliches Tatfahrzeug (Audi RS6) und
mehrere vorgefertigte Spreng-Pakete sichergestellt.