UPDATE (Mittwoch, 20. März, 15:21 Uhr):
Am Tag der Urteilsverkündung meldete sich auch der Träger des Kinderheims in Wunsiedel zu Wort, in dem die zehnjährige Lena am 4. April 2023 zuerst missbraucht und später getötet wurde. Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. (KJF) erklärte, dass der Träger und die Einrichtung selbst auf viele Monate im Krisenmodus zurückblicken. Die KJF erklärte, dass das Urteil und die verhängte Haftstrafe zwar das Verfahren gegen den Angeklagten abschließen, nicht aber die Frage beantworten, was sich an diesem Tag genau ereignete.
Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter der Einrichtung in einer Krisen- und Ausnahmesituation
Laut der Katholischen Jugendfürsorge sind die Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter von großer Betroffenheit bewegt. Sie leben seit einem Jahr in einer Krisen- und Ausnahmesituation, in der Trauer und Ängste angesehen und bewältigt werden mussten. In dieser sehr schweren Zeit war es den Verantwortlichen beim Träger und in der Einrichtung vor allem ein Anliegen, die Kinder bestmöglich zu begleiten. Das Kriseninterventionsteam bezog die Familien der Kinder und Jugendlichen, die in den Heim wohnen, mit ein.
Trauerarbeit ein fester Bestandteil des Alltags
Die Trauerarbeit war ein fester Bestandteil des Alltags. In der Kirche, in der Wohngruppe und später auf dem Gelände wurde jeweils ein Trauerort geschaffen. Dies gab den Kindern die Möglichkeit zu zeigen, wofür sie keine Worte hatten. Bis heute ist ein eigens gepflanzter Apfelbaum auf dem Gelände der Ort, wo die Kinder und Mitarbeiter trauern oder mit ihren Gedanken sein können. Der Träger unterstützte mit pastoralen Angeboten wie einer Gedenkfeier und einer Andacht.
Einrichtung ein Jahr nach der Tat immer noch belastet
Ein Jahr später ist die Einrichtung laut dem Träger immer noch belastet. Die im Zeitraum vom 1. Februar bis zum 20. März im Strafverfahren öffentlich gemachten Aussagen inklusive der Berichterstattung wirkten sich laut KJF ängstigend und verstörend auf die Kinder und Jugendlichen wie auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in St. Josef aus.
"Insbesondere das Schicksal eines elfjährigen Jungen, der in der Tatnacht ebenfalls Opfer sexuellen Missbrauchs durch den 26-Jährigen Verurteilen wurde und dessen Rolle in der Tatnacht gutachterlich vor Gericht beleuchtet wurde, bewegt und belastet die gesamte Einrichtung" - so der Träger in einer Mitteilung am Tag der Urteilsverkündung.
UPDATE (Mittwoch, 20. März, 14:40 Uhr):
Nach der Urteilsverkündung am Mittwochmittag kritisierten die Anwälte der Nebenklage die Staatsanwaltschaft, sowie auch die Verhandlungsführung.
Lutz Rittmann, der Rechtsanwalt der Mutter der getöteten zehnjährigen Lena, bemängelte, dass viele Fragen unbeantwortet blieben. So vor allem die Frage, wie hoch der Tatbeitrag des 26-jährigen Angeklagten bei der Tötung des Mädchens war. "Es bleibt eine Enttäuschung", so der Anwalt. Sein ausführliches Statement weiter unten.
Martina Fuchs-Andonie, die Rechtsanwältin des Vaters der Getöteten, kritisierte die Verhandlungsführung und die Beweislage dafür, dass niemand für den Tod der Zehnjährigen zur Verantwortung gezogen wird. "Damit ist ein ganz wesentliches Kapitel für ihn nicht abschließbar", so die Anwältin im Interview. Auch ihr ausführliches Statement auf dieser Newsseite.
UPDATE (Mittwoch, 20. März, 13:07 Uhr):
Am Landgericht Hof ist das Urteil gefallen im Wunsiedler "Kinderheim-Prozess" gefallen. Der Angeklagte Daniel T. erhielt unter anderem wegen Missbrauch und Vergewaltigung eine Haftstrafe von 7,5 Jahren. Für den 26-jährigen Angeklagten sprach laut der Urteilsbegründung des Richters, dass T. sich von Anfang an geständig zeigte. Außerdem waren seine Aussagen "vollumfänglich nachvollziehbar", so der Richter. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Programmtipp: TVO wird über das erwartet Urteil am Landgericht Hof an diesem Mittwoch (20. März) in "Oberfranken Aktuell" berichten. Die Sendezeiten sind 18 Uhr im Kabel und 19 Uhr via SAT auf FrankenPlus sowie online im Livestream und in der Mediathek.
ERSTMELDUNG (Mittwoch, 20. März, 10:07 Uhr):
Wie TVO ausführlich berichtete, wurde ein zehnjähriges Mädchen vergangenen April im Wunsiedler Kinderheim getötet. Der Fall erschüttert bundesweit. Im Fokus der Ermittlungen steht ein 26 Jahre alter Mann aus dem Landkreis Wunsiedel. Er soll das Mädchen sexuell missbraucht haben. Seit Anfang Februar muss er sich vor der Jugendkammer des Hofer Landgerichts verantworten. Ein dabei anwesender Junge, der zum Tatzeitpunkt elf war, soll das Mädchen später erwürgt haben. An diesen Mittwoch (20. März) wird das Urteil erwartet.
Staatsanwaltschaft fordert zehn Jahre für den Angeklagten
Die zehnjährige Lena aus Waldsassen wurde tot in einem Bett des Wunsiedler Kinderheims St. Josef gefunden. Die Ermittlungen führten zum Daniel T., der zum Tatzeitpunkt 25 Jahre alt war. Auf der Suche nach Diebesgut stieg er ins Fenster des Kinderheimes ein und traf dort auf den elfjährigen Heimbewohner. Zwischen den beiden soll es zu einem Gespräch mit sexuellem Inhalt gekommen sein. Der heute 26-Jährige befriedigte sich vor dem Jungen und missbrauchte die zehnjährige Lena. Laut seiner Aussage soll er danach das Heim verlassen haben. Der Junge soll daraufhin das Mädchen erdrosselt haben.
Die Staatsanwaltschaft fordert für den Angeklagten (26) zehn Jahre Gefängnis unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und Vergewaltigung. Eine Beteiligung an der Tötung der zehnjährigen Lena könne ihm allerdings nicht nachgewiesen werden, so die Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hat auf sechs Jahre plädiert. Der Junge ist strafunmündig.