Im Rathaus in Hof hat man jetzt über die Zukunft des Bahnhofsgebäudes beraten. Dabei diskutierten Vertreter der Deutschen Bahn und der Bundespolizei mit Hofer Abgeordneten der Bundes- und Landesebene sowie den Spitzen der Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Harald Fichtner will die Behördenarbeitsplätze der Bundespolizei im Hauptbahnhof erhalten, genauso wie das Reisezentrum und die bestehenden Versorgungseinrichtungen. Die Bahn solle die Stadt von Anfang an in die kommenden Prozesse einbinden, so der Rathauschef.
Unser Bericht vom 19. Juni 2015:
Hofer Bahnhof zu groß
Heike Steinhoff vom zuständigen Bahnhofsmanagement in Bamberg bot genau diese Einbindung der Kommune an und schilderte dann zunächst, wie sich die momentane Lage am Hauptbahnhof darstelle: Während die Bahn an anderen Bahnhöfen der Region schwarze Zahlen schreibe, sei es zuletzt immer schwerer geworden den Hofer Hauptbahnhof wirtschaftlich zu betreiben. Dies habe auch mit der enormen Größe des Bauwerkes zu tun, das zwar „historisch in mehrfacher Hinsicht seinesgleichen suche“, das aber mit ca. 8.200 qm Mietfläche (6.800 qm Haupt- u. 1.400 qm Kellerflächen) und 6.100 qm Verkehrsfläche überdimensioniert sei. Nach dem Weggang der Volkshochschule als Frequenzbringer am Bahnhofsplatz habe sich die Situation für den Eigentümer Bahn nochmals verschärft, so dass man mittlerweile ca. 60 Prozent an Leerstand der Mietflächen im Gebäude verzeichne.
Wohl überlegte Entscheidung
Heike Steinhoff widersprach der Darstellung, dass die Bahn schon länger nicht mehr am Bahnhof investiert habe. Insbesondere beim Brandschutz seien Millionenbeträge in die Hand genommen worden. Die Verlagerung des Gebäudes ins Verkaufsportfolio sei alles andere als leichtfertig geschehen, so Steinhoff. Derartige Entwicklungen gäbe es aber bundesweit immer wieder, so seien auch für die Bahnhöfe in Berchtesgaden oder am ICE-Halt Aschaffenburg mit täglich immerhin 15.000 Durchreisenden gemeinsam mit Kommunen und Investoren Lösungen gefunden worden. „Die Unterhaltungskosten dieser Areale fressen einen auf“, gab sie zu bedenken und weiter: „Ideen zur Attraktivitätssteigerung gibt es viele – aber wirtschaftlich durchführbar war leider keine“. Auf die Nachfrage von Dr. Hans-Peter Friedrich, ob man Zahlen für die Kosten des Unterhalts nennen könne, versprach Steinhoff zunächst eine interne Klärung.
Kein Einfluss auf Zugverbindungen
„Trotz der Verkaufsabsicht: Hof bleibt in jedem Fall ein für den Schienenverkehr wichtiger Knotenpunkt“, so Gerd Schörner , kaufmännischer Geschäftsleiter von DB Regio Nordostbayern, also der Bahnabteilung, die neben anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen (agilis, ALEX, Erfurter Bahn) den Schienenpersonennahverkehr im Raum Hof durchführt. „Noch nie sind so viele Personenzüge durch Hof gefahren oder haben hier gehalten. Das wird auch weiter so sein und ist völlig unabhängig davon, wem das Empfangsgebäude gehört. Wir sprechen nicht über einen Abbau der Zugverbindungen, im Gegenteil: Ende des Jahres kommt die neue, durchgängige Verbindung Hof – Eger hinzu.“
Verkauf frühestens 2016
„Der Bahnhof steht aktuell noch längst nicht zum Verkauf. Wir befinden uns vielmehr erst am Anfang eines bahninternen Prüfungsprozesses, an dessen Ende eine Verkaufsentscheidung stehen könnte.“ Derzeit befinde sich das Gebäude im Sektor „Verkaufsportfolio“. Nun müsse aber im Bahn-Konzern abgefragt werden, ob bei einem Verkauf des Empfangsgebäudes Belange anderer Konzerngesellschaften betroffen sein könnten, die gegen eine Vermarktung des Areals sprächen. Allein dieser Prozess könne bis zu einem Jahr dauern, so dass mit einem abschließenden Gutachten sowie einer Verkaufsentscheidung wohl erst im Frühjahr 2016 zu rechnen sei. „Unser erster Ansprechpartner in diesem Fall ist immer zunächst die Kommune“, stellte Thomas Drechsler klar. Auch die gemeinsame Suche nach einem Investor sei absolut vorstellbar. Auch ein solcher Investor müsse sich aber ebenso wie die Bahn mit Fragen von Brand- und Denkmalschutz beschäftigen.
Suche nach neuen Mietern
„Ist dieser mehrstufige Verkaufsprozess unumkehrbar, ist er noch zu stoppen?“ wollten dann die beiden Bundestagsabgeordneten Petra Ernstberger und Dr. Silke Launert von den Bahnverantwortlichen wissen. Die Vertreter der Bahn äußerten, dass die Verkaufsentscheidung bei gravierenden Änderungen (u.a. den Erlösen) erneut bewertet werden kann. Voraussetzung hierfür sei jedoch eine nachhaltig wirtschaftliche Nutzung des gesamten Gebäudes.
Demnächst öffentliche Begehung
Dr. Hans-Peter Friedrich, Hofer Wahlkreisabgeordneter im Bundestag, stellte daraufhin fest: „Es gibt in dieser Frage eine wirtschaftliche und eine politische Dimension. Wir sollten uns natürlich mit beiden beschäftigen. Vielleicht gelingt es ja neue Interessenten für eine Vermietung zu finden.“ Um das Gebäude auch mit den derzeit leer stehenden Arealen besser kennenzulernen, soll deshalb bis Herbst eine öffentliche Begehung angeboten werden, die in den Medien rechtzeitig publiziert wird. Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner fügte an: „Natürlich sind wir auch dankbar für jede Anregung und jede Idee aus der Bevölkerung, die zu einer Verbesserung der Lage führt. Man sei auf allen Kommunikationswegen jederzeit dafür offen“, so der Rathauschef.
Kein Spekulationsobjekt
Landtagsabgeordneter Klaus Adelt gab dann zu bedenken, dass es sich beim Hauptbahnhof um ein echtes „Kulturdenkmal“ handele und dass man auch bei der Suche nach einem Investor vorsichtig sein müsse: „Die Stadt Hof hat leidvolle Erfahrungen mit Gebäuden, die fremden Fondsgesellschaften gehören, auf die man keinen Einfluss hat. Darum müssen wir verhindern, dass das Bahnhofsgebäude zum Spekulationsobjekt wird wie viele andere Bahnhofsgebäude der Region.“ Er sei dankbar, dass er bei der Bahn ein echtes Interesse spüre, gemeinsam eine sinnvolle Nachnutzung zu erreichen. Trotzdem müsse die Frage gestellt werden: „Was passiert eigentlich, wenn es nicht gelingt den Bahnhof an den Mann zu bekommen?“ Darauf gab Heike Steinhoff die Antwort: „Dann müssen wir zur Minimierung des Unterhalts einzelne Gebäudeteile schließen.“ Es gelte unbedingt ein solches „Sterben auf Raten“ frühzeitig zu verhindern, so Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Für den Herbst ist die Fortsetzung des Austausches der Akteure darum fest eingeplant.