Die IG Metall Bayern ist am Donnertag (15. September) mit ihrer Forderung nach 8 Prozent mehr Geld für zwölf Monate für die Beschäftigten und Auszubildenden in die erste Tarifverhandlung der bayerischen Metall- und Elektroindustrie gestartet. Die Verhandlung in Nürnberg verlief nach Gewerkschaftsangaben in einer konstruktiven Atmosphäre. Eine Annäherung der Tarifparteien gab es allerdings nicht.
Zuletzt zwei Corona-Tarifrunden ohne Erhöhung
Im Rahmen des Auftakts der Verhandlungsrunde betonte IG Metall-Verhandlungsführer Johann Horn (Foto), wie dringend die Beschäftigten ein Lohnplus benötigen. Horn verwies darauf, dass sich die Menschen nach zwei Corona-Tarifrunden ohne Erhöhung und einem extremen Anstiegs der Lebenshaltungskosten Sorgen machen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen.
Es gibt echte Existenzängste unter den Beschäftigten, die Stimmung in den Belegschaften ist aufgeheizt. Denn im Gegensatz zu den meisten Betrieben können die Menschen die Preissteigerungen nicht weitergeben.
(Johann Horn, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer)
Kaufkraft der Menschen soll wieder gestärkt werden
Mit ihrer Forderung will die IG Metall angesichts der Rekordinflation die Kaufkraft der Menschen und damit auch die Wirtschaft stärken. „Treiber des Wachstums ist in den Prognosen aller Institute der private Konsum. Das beste Mittel gegen eine Rezession ist die nachhaltige Stärkung der Kaufkraft“, so Horn in Nürnberg.
Horn: Branche macht auch in Corona-Jahren satte Gewinne
Die erste Tarifrunde am Donnerstag dauerte 90 Minuten. Horn betonte darin gegenüber dem Arbeitgeberverband vbm, dass die Metall- und Elektroindustrie besser da steht, als die meisten anderen Branchen derzeit. nach Worten des Verhandlungsführers der IG Metall erzielten die Unternehmen der Branche selbst in den Corona-Jahren "satte Gewinne" und bauten allein in Bayern wieder 20.000 Arbeitsplätze auf. Zudem seinen die Auftragsbücher "so gut gefüllt wie noch nie". Somit fiel seine Bilanz deutlich aus:
Die Metall- und Elektroindustrie ist in einer so guten Verfassung, dass unsere Forderung nach 8 Prozent mehr Geld absolut angemessen ist.
(Johann Horn, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer)
Lautstarke Kundgebung in Nürnberg
Unmittelbar vor Verhandlungsbeginn demonstrierten rund 4.000 Beschäftigte aus ganz Bayern bei einer lautstarken Kundgebung vor der Nürnberger Meistersingerhalle. In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie arbeiten zurzeit rund 855.000 Beschäftigte. Der Tarifvertrag läuft Ende September 2022 aus. Am 28. Oktober um 24:00 Uhr endet die Friedenspflicht. Die zweite Tarifverhandlung findet am 6. Oktober in München statt.
Forderungen für den Arbeitgeberverband "realitätsfremd"
Auch der Arbeitgeberverband vbm bezeichnete die Gespräche der ersten Verhandlungsrunde konstruktiv und sachlich. Aber: vbm-Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke merkte in einem ersten Statement an, dass die Forderungen von der Gewerkschaft "realitätsfremd" sind.
Wir werden nur mit einem maßvollen Abschluss die Balance zwischen den Interessen der Beschäftigten und deren der Unternehmen halten können.
(Angelique Renkhoff-Mücke, vbm-Verhandlungsführerin)