Erfolg für die Behörden im Kampf gegen Schockanrufe und Enkeltrick-Betrüger: Der oberfränkischen Kriminalpolizei, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaften Bamberg und Warschau sowie Ermittlern aus Polen, Großbritannien, Belgien und Europol, gelang nun ein internationaler Schlag gegen eine länderübergreifend agierende Bande mutmaßlicher Täter.
Polnisches Callcenter der Telefonbetrüger zerschlagen
Wie die Behörden am Freitag (18. Oktober) mitteilten, gelang es den oberfränkischen Ermittlern, zusammen mit der polnischen Polizei (CBSP) in Warschau, ein weiteres in Polen operierendes Callcenter zu zerschlagen und die Drahtzieher der kriminellen Organisation festzunehmen. Dieses Callcenter diente als Ausgangspunkt für die sogenannten „Schockanrufe“, bei denen vor allem ältere Menschen mit falschen Notlagen ihrer Angehörigen unter Druck gesetzt und zu hohen Geldzahlungen gedrängt wurden.
Internationale Ermittlungen seit einem Jahr
Bereits seit Oktober 2023 hatten deutsche und polnische Behörden gemeinsam ermittelt. Im November 2023 konnte mit Hilfe des Landeskriminalamts Berlin ein erstes Callcenter in Polen ausgehoben werden. In einem abgelegenen Ort bei Warschau wurden circa 14.000 Betrugsanrufe in Richtung Deutschland nachgewiesen. Bereits diese Zerschlagung führte zu einem signifikanten Rückgang der Betrugsfälle in Deutschland Anfang 2024. Insgesamt konnten im Rahmen dieses Einsatzes 17 Geldabholer auf frischer Tat in Deutschland festgenommen werden. Ein Teil von ihnen wurde bereits vom Landgericht Bamberg verurteilt.
Länderübergreifende Polizeiaktion im Oktober
Im Oktober 2024 gelang den Ermittlern nun ein weiterer Schlag: Mit Unterstützung von Europol und in Zusammenarbeit mit Partnerbehörden in Polen, Großbritannien und Belgien wurden führende Mitglieder der Bande festgenommen, die für die Logistik und Koordination der kriminellen Aktivitäten in mehreren europäischen Ländern verantwortlich sein sollen. Es kam hierbei zu umfassenden Durchsuchungen, bei denen Beweismittel sichergestellt und acht weitere Verdächtige festgenommen wurden. Die Festgenommen wurden den jeweiligen Ermittlungsrichtern in Warschau, London und Brüssel zugeführt. Die mutmaßlichen Hintermänner warten nun auf ihre Auslieferung nach Deutschland.
Polnische Hauptverdächtige warten in Großbritannien auf die Auslieferung
Die beiden Hauptverdächtigen in den Ermittlungen der Kriminalpolizei Oberfranken, zwei Polen im Alter von 23 und 30 Jahren, befinden sich derzeit in Großbritannien in Haft und warten auf ihre Auslieferung nach Deutschland. Ihnen wird vorgeworfen, als Logistiker in dem groß angelegten Betrugsnetzwerk agiert zu haben, dass auf die sogenannte Enkeltrick-Masche spezialisiert ist. Durch die erfolgreiche Verhinderung mehrerer geplanter Geldübergaben sowie die Aufdeckung zahlreicher vollendeter Betrugsfälle wird den beiden Verdächtigen ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro zugerechnet.
Polizei hebt Bedeutung der Zusammenarbeit hervor
Die Polizei Oberfranken hob die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für diesen Erfolg hervor. Durch die Unterstützung von Europol sowie den Behörden in Polen, Großbritannien und Belgien konnten so die Strukturen der kriminellen Organisation aufgedeckt und die Drahtzieher festgenommen werden. Die Ermittlungen laufen derzeit weiter, um auch die letzten Verantwortlichen dieser Bande zur Rechenschaft zu ziehen.
Rat der Polizei an die Bevölkerung
Die Polizei ruft die Bevölkerung aber auch weiterhin zur Vorsicht auf: Bei verdächtigen Anrufen sollten Bürger unverzüglich die Polizei informieren und niemals Geld oder Wertsachen an Fremde übergeben. So ist es hierbei wichtig, die vermeintlichen Angehörigen über eine bekannte Nummer zurückzurufen, um die Situation zu überprüfen. "Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen – bei Unsicherheit wählen Sie sofort den Notruf 110", so die Polizei abschließend.