Kurz vor dem harten Lockdown in Bayern ist eine heftige Kritik um Kultusminister Michael Piazolo (FW) entbrannt. Der Grund liegt in einem Schreiben aus dem Kultusministerium. Nach dem letzten Schultag am heutigen Dienstag (15. Dezember) soll in den Abschlussklassen bis Ende der Woche ein verpflichtender Distanzunterricht stattfinden. In allen anderen Klassen sei „nur“ ein „Distanzlernen“ verpflichtend. Dagegen hagelt es jetzt Kritik von allen Seiten der Opposition, von Direktoren und Lehrkräften. Während Ministerpräsident Söder seinem Minister den Rücken stärkte, fordern die Jungen Liberalen mit einer Online-Petition den Rücktritt von Piazolo. Nun reagierte das Kultusministerium.
Distanzunterricht nur für Abschlussklassen
In einem ersten Schreiben des Kultusministeriums war die Rede davon, dass es bis Ende der Woche einen Pflicht-Distanzunterricht für die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen sowie die Q11 des Gymnasiums geben soll. Für alle anderen Klassen und damit für den überwiegenden Anteil der Schülerinnen und Schüler sollte es „nur“ ein „Distanzlernen“ geben. Dies würde bedeuten: Kein eigentlicher Unterricht, sondern eigenständiges Wiederholen und Vertiefen des Lernstoffes.
Kritik von mehreren Seiten
Daraufhin hagelte es Kritik von Seiten der Opposition im bayerischen Landtag, von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulleitern. Hauptargument: Der Distanzunterricht wurde vielerorts schon eingerichtet oder Vorbereitungen zur Umsetzung standen kurz vor dem Abschluss.
Am Dienstagmittag reagierte nun das Kultusministerium in München mit einer Pressemitteilung, dass ein Distanzunterricht auch an allen Klassen möglich sei:
Für die übrigen Jahrgangsstufen haben wir bewusst uns gegen verpflichtenden Distanzunterricht entschieden – auch, um in der besonderen Lage kurz vor Weihnachten etwas Druck von allen Beteiligten zu nehmen. …
Die Lehrkräfte stellen in jedem Fall Materialien zum Vertiefen, Üben und Wiederholen bereit und sind für ihre Schülerinnen und Schüler weiterhin erreichbar. Selbstverständlich kann die Schule dabei – je nach Gegebenheiten vor Ort – auch alle digitalen Formen und Strukturen des Distanzunterrichts nutzen – wie z. B. Videokonferenzen, MS Teams, mebis, Schulcloud, E-Mail oder ähnliches.
(Bayerisches Kultusministerium vom 15. Dezember 2020)
Söder stärkt Piazolo den Rücken
Das Ministerium betonte, dass die jetzt getroffenen Regelungen ausdrücklich nur für die kommenden Tage vor Weihnachten gelten. Für die Zeit nach den Weihnachtsferien sind laut Pressemitteilung – je nach Infektionslage – verschiedene Szenarien möglich. Diesbezüglich stärkte auch Ministerpräsident Markus Söder seinem Minister den Rücken. Söder verlangte aber, dass nach den Ferien der Wechsel- und Distanzunterricht problemlos funktionieren müsse.
Junge Liberale fordern den Rücktritt von Piazolo
Massive Kritik an Piazolo gab es von Seiten der FDP. Matthias Fischbach, Parlamentarischer Geschäftsführer und bildungspolitischer Sprecher der FDP im Bayerischen Landtag sagte: „Setzen, Note sechs! Der Abtritt von Piazolo ist überfällig.“ Gleich eine Stufe weiter gingen die Jungen Liberalen in Bayern. Sie warfen Piazolo einen Schlingerkurs vor, der „die Planlosigkeit des Kultusministers schonungslos offenbart“ und starteten deshalb eine Online-Petition, welche den Rücktritt des Kultusministers fordert.