UPDATE (Montag, 03. Juni / 15:53 Uhr):
Der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner und Kreisbrandrat Thilo Kraus machten sich am Montag (03. Juni) vor Ort ein Bild von der Lage in Nedensdorf (Bad Staffelstein, Landkreis Lichtenfels). Über 460 Einsätze gab es. Mehr als 600 Einsatzkräfte der Feuerwehren, 60 Helfer vom Rettungsdienst, 30 von der Wasserwacht sowie 25 vom THW hatten am Wochenende mit den Wassermassen im Landkreis Lichtenfels alle Hände voll zu tun, so das Landratsamt in ihrer Pressemitteilung.
Aufräumarbeiten laufen weiter auf Hochtouren
Derzeit laufen noch die Aufräumarbeiten. Insbesondere die Kreisstadt Lichtenfels und die Stadt Bad Staffelstein mit ihren Ortsteilen Unnersdorf und Nedensdorf waren am Wochenende besonders von der Unwetterfront betroffen. Landrat Meißner fordert:
Der Landkreis Lichtenfels ist von diesem Starkwetter massiv betroffen, insbesondere die Kreisstadt Lichtenfels und die Stadt Bad Staffelstein mit ihren Ortsteilen. Sollte der Freistaat Bayern hier eine Förderkulisse für besonders betroffene Regionen erarbeiten, so ist der Landkreis Lichtenfels hier mit zu berücksichtigen.
(Christian Meißner, Landrat des Landkreises Lichtenfels)
Kreisbrandrat Thilo Kraus bedankte sich am Montag bei der gesamten Blaulichtfamilie. "Feuerwehr, THW, Bayerisches Rotes Kreuz, Wasserrettungsorganisationen und die Polizei haben Hand in Hand zusammengearbeitet."
ERSTMELDUNG (Sonntag, 02. Juni / 16:20 Uhr):
Lichtenfels lag am Samstag (01. Juni) im Zentrum des Unwettergeschehens in Oberfranken. Bürgermeister Andreas Hügerich sprach via Facebook am Samstagabend von einem "Starkregenereignis von unglaublichem Ausmaß" in Lichtenfels. Am Nachmittag verwandelten sich binnen weniger Minuten Straßen zu reißenden Bächen. Keller, Unterführungen und Straßen voll. Die Auswirkungen waren in der ganz Lichtenfels zu spüren, mit Schwerpunkt Kernstadt, Seubelsdorf, Wallenstadt und dem Stiftsland.
Bamberger Straße einen halben Meter unter Wasser
Am Sonntag bilanzierte die Feuerwehr das Geschehen. Florian Helmbrecht und Holger Reinlein von der Lichtenfels Feuerwehr fassten mit ein paar Stunden Abstand zu dem Geschehen ihre Erlebnisse des Unwettertags in ihrer Stadt zusammen:
Alleine schon die Szenen zu Beginn des Einsatzes haben sich vielen von uns ins Gedächtnis gebrannt. Manch einer zweifelte, ob man das Feuerwehrhaus überhaupt noch mit dem eigenen Fahrzeug erreicht. Die Zustände, die sich dann aber beispielsweise in der Bamberger Straße zutrugen, waren nur schwer vorstellbar. Millionen Liter Wasser setzen diese Hauptverkehrsader vom Güterbahnhof bis zum Kriegerdenkmal in Seubelsdorf fast einen halben Meter unter Wasser.
(Florian Helmbrecht und Holger Reinlein, FFW Lichtenfels, in ihrem Bericht)
24 Stunden Einsatzgeschehen / 200 Einsätze / Dunkelziffer wohl viel höher
Um 16:00 Uhr begannen am Samstagnachmittag die Einsätze. Sie dauerten bis zum Sonntagmorgen um 04:30 Uhr. Nach einer kurzen Unterbrechung ging es für viele der Retter um 06:00 Uhr mit weiteren Einsätzen weiter, die bis in den Nachmittag andauern.
In Zusammenarbeit mit zahlreichen weiteren Feuerwehren aus der Region sowie weiteren Einsatzkräften arbeiteten rund 300 Rettungskräfte circa 200 Einsätze ab. Die Dunkelziffer an tatsächlichen Ereignisse durch das Unwetter dürfte laut Einschätzung der Feuerwehr aber noch viel höher liegen. Viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt mussten sich aufgrund der unterschiedlichen Prioritäten der Einsätze hinten anstellen und konnten sich erst einmal nur selbst helfen.
Vorrang hatten für die Einsatzkräfte Personen, die in Fahrzeugen und Wohnungen eingeschlossen waren, sowie Objekte, die bis zur Decke unter Wasser standen.
Material- und Personalschlacht
Die Verantwortlichen sprachen von einer "absoluten Material- und Personalschlacht". Zwei der Großfahrzeuge der Lichtenfelser Feuerwehr sind aufgrund von Problemen mit der Elektrik vorübergehend nicht mehr einsatzbereit. Der Kommando-Wagen, der das essenzielle Bestandteil der Alarm- und Ausrückeordnung ist, wurde durch die Wassermassen überrollt und ist laut dem Bericht ein wirtschaftlicher Totalschaden.
Die Einsatzkräfte kamen laut den Schilderungen "im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davon". So gab es ein blaues Auge, ein abgebrochenen Zahn, Schürfwunden, Blasen an den Füßen und leichte Erschöpfungszustände. Obwohl viele Feuerwehrleute selbst von den Wassermassen betroffen waren, setzten sie aber ihre Einstätze zuerst für die Bevölkerung fort.
Wir sagen Danke an alle beteiligten Einsatzkräfte und Unterstützer! Danke an unsere Familien die uns im Hintergrund den Rücken freigehalten haben. Danke an alle verständnisvollen Bürgerinnen und Bürger.
(Florian Helmbrecht und Holger Reinlein, FFW Lichtenfels, in ihrem Bericht)
Abschließend richten die Kameradinnen und Kameraden aber auch einen Blick in das Unwetter-Katastrophengebiet, wo im Landkreis Pfaffenhofen ein 42-jähriger Feuerwehrmann im Einsatz ums Leben kam.
Auch wenn das Ganze für uns eine extreme Unwetterlage war, die viele in ihrem Leben so noch nie erlebt haben, so sind wir doch demütig, dass wir keine derartig gravierenden Zustände wie noch weiter im Süden, wie im Allgäu oder Augsburg, hatten, wo tragischerweise auch ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben kam (Ruhe in Frieden!).
(Florian Helmbrecht und Holger Reinlein, FFW Lichtenfels, in ihrem Bericht)