Das Polizeipräsidium Oberfranken hat die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich sowohl bei der Menge der Verkehrsunfälle, als auch bei der Anzahl der Verkehrsunfalltoten, ein Anstieg.
„Die Verkehrssicherheit in Oberfranken hat bei uns als Polizei eine hohe Priorität. Um dies gewährleisten zu können, setzen unsere Beamtinnen und Beamten sich täglich dafür ein, die Sicherheit auf unseren Straßen für alle Verkehrsteilnehmenden kontinuierlich zu verbessern. Deshalb führen wir ganzheitliche Verkehrskontrollen durch und betreiben umfangreiche Präventionsarbeit“, so Polizeivizepräsident Armin Schmelzer im Rahmen der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik 2022.
Weiterhin betont Schmelzer, dass die Arbeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit niemals abgeschlossen sein wird.
„Es bleibt auch künftig eine Herausforderung, die Verkehrsteilnehmenden zu einem verantwortungsbewussten Verhalten im Straßenverkehr zu ermutigen. Letztlich geht es darum, dass jeder von uns eine Rolle bei der Förderung der Verkehrssicherheit spielen kann. Indem wir uns alle an die geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, Alkohol sowie Drogen am Steuer vermeiden und uns mit gegenseitiger Rücksichtnahme sowie einer gewissen Achtsamkeit im Straßenverkehr bewegen, können wir zu einer positiven Verkehrsumgebung beitragen.“
Anstieg der Verkehrsunfälle
Für das Kalenderjahr 2022 registrierte die Polizei auf den oberfränkischen Straßen insgesamt 31.213 Verkehrsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung um etwa sechs Prozent (2021: 29.381). Dennoch ist dieser Wert weiterhin unterhalb des Niveaus aus den Jahren vor der Corona-Pandemie (2019: 33.298).
Doppelt so viele Verkehrstote
Allerdings gab es insbesondere im Bereich der Verkehrstoten einen drastischen Anstieg. Bedauerlicherweise hat sich der sinkende Trend der zurückliegenden Jahre nicht fortgesetzt. Nach dem historischen Tiefstand im Jahr 2021 von 25 Toten gab es im vergangenen Jahr nahezu eine Verdopplung der Zahl auf 49 Verkehrstote.
Eine fassbare Ursache des massiven Anstiegs ist nur schwer auszumachen. Allgemeine Faktoren, wie die Steigerung der Verkehrsbelastung oder menschliche Verfehlungen (Defizite in der Aufmerksamkeit, Ablenkung durch Radio, Navi, Handy) können bei näherer Betrachtung noch durch den Umstand ergänzt werden, dass im Jahr 2022 einige Verkehrsunfälle so schwerwiegend waren, dass gleich mehrere Unfallbeteiligte bei ein und demselben Unfall starben. Vergleicht man die Zahlen aus dem Jahr 2022 zudem mit den Verkehrsunfallstatistiken der vergangenen zehn Jahre, ist deutlich zu erkennen, dass der Wert aus dem Jahr 2021 eine herausragende Ausnahme darstellt und somit die Differenz zum Jahr 2022 besonders auffallend ist.
„Wir wollen mit dieser Aussage auf gar keinen Fall die Zahlen aus dem Jahr 2022 beschönigen“, unterstreicht Polizeivizepräsident Armin Schmelzer. „Es ist und bleibt unser Hauptanliegen, dem steigenden Trend entgegenzuwirken und die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten so weit wie möglich zu senken. Jedes verlorene Menschenleben ist eines zu viel.“
Hauptunfallursache Geschwindigkeit
Insgesamt ereigneten sich im Regierungsbezirk Oberfranken 1.715 sogenannte Geschwindigkeitsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr kann hier ein erfreulicher Rückgang von über zehn Prozent verbucht werden (2021: 1.916). Erschreckend ist jedoch, dass bei 22 Verkehrstoten im Jahr 2022 eine zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit unfallursächlich war (2021: 5) und somit beinahe die Hälfte der Verkehrstoten in diesem Bereich zu finden sind. 835 Personen erlitten Verletzungen (2021: 782). Damit bleibt überhöhte Geschwindigkeit weiterhin eine der Hauptursachen bei Unfällen mit schwer- und tödlich Verletzten.
Anstieg der Alkohol- und Drogenunfälle
Ebenfalls ist im Bereich der Alkohol- und Drogenunfälle ein besorgniserregender Anstieg zu erkennen. Bei 502 Verkehrsunfällen war mindestens ein Unfallbeteiligter alkoholisiert, was gegenüber dem Vorjahr eine bedauerliche Steigerung von fast 23 Prozent (2021: 408) bedeutet. In diesem Zusammenhang starb ein Mensch und es wurden 295 Personen verletzt (+ 25,5 Prozent; 2021: 235).
Beinahe noch gravierender ist die Entwicklung bei den Drogenunfällen. Hier verloren zwei Menschen ihr Leben (2021: 0) und 35 Unfallbeteiligte erlitten Verletzungen (2021: 24). Insgesamt ereigneten sich im Bereich des Polizeipräsidiums Oberfranken 61 Unfälle, bei denen mindestens einer der Beteiligten Drogen im Blut hatte. Das bedeutet einen bedauerlichen Anstieg von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2021: 48).
Prävention
„Wir wollen in ganz Oberfranken durch eine Erhöhung der Kontrolltätigkeiten und der polizeilichen Präsenz wieder einen deutlichen Rückgang der Zahlen im aktuellen Jahr erwirken, insbesondere in unseren beiden Schwerpunktbereichen Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit“, so Rainer Tröger, Sachbereichsleiter Verkehr.
Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf umfangreichen Präventionskampagnen und Aufklärungsmaßnahmen bei den Verkehrsteilnehmenden, insbesondere durch Pressearbeit, Soziale Medien sowie Veranstaltungen. Auch die technische Verkehrsüberwachung spielt eine wichtige Rolle. Kontinuierliche Geschwindigkeitsüberwachung mit Lasermessungen oder der Einsatz des Enforcement Trailers sollen die gefahrenen Geschwindigkeiten reduzieren.
„Mit Sonderkontrollen im Bereich Alkohol und Drogen wollen wir die ohnehin schon hohe Kontrolltätigkeit der Beamtinnen und Beamten in diesem Bereich nochmals steigern“, so Tröger. Abschließend appelliert er: „Verkehrssicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe. Unsere Verkehrssicherheitsarbeit ist nur dann erfolgreich, wenn alle mitmachen.“