Die Fahreignung von älteren Pkw-Fahrern ist ein immer wieder emotional diskutiertes Thema. Die Kontroverse entbrannt vor allem nach dramatischen Vorfällen im Straßenverkehr, die von älteren Pkw-Fahrern verursacht wurden. Dabei taucht die Frage auf, ob es eine verpflichtende Fahreignungsprüfung für ältere Pkw-Fahrer geben soll.
Oberfranken: Mehr Unfälle mit beteiligten Senioren im Jahr 2014
Die oberfränkische Polizei registrierte im Jahr 2014 eine Steigerung der Verkehrsunfälle, an denen Senioren beteiligt waren um 11,13 Prozent. Während im Jahr 2013 noch 2.273 Senioren in Verkehrsunfälle verwickelt waren, stieg deren Beteiligung im Jahr 2014 auf 2.526 an. 549 Senioren wurden dabei verletzt (2013: 474). Rückläufig entwickelte sich dagegen die Anzahl der getöteten Senioren. Kamen 2013 noch 13 Senioren bei Verkehrsunfällen ums Leben, so waren es 2014 acht Personen dieser Altersgruppe. Für 2015 liegen noch keine Daten vor.
Studien zu dieser Thematik
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) führte zu diesem Thema zwei Studien durch. Eine erste Studie betrachtete internationale Systeme zur Prüfung der Fahreignung älterer Pkw-Fahrer hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zur Unfallprävention. Hier ließ sich kein positiver Effekt für das Unfallgeschehen nachweisen.
In einer zweiten Studie wurde untersucht, ob die individuelle Leistungsfähigkeit der Autofahrer Grundlage für eine altersbezogene Fahreignungsprüfung sein kann. Diese wurde mit psychologischen Testverfahren ermittelt. Anschließend wurde das Fahrverhalten entweder im realen Straßenverkehr oder im Fahrsimulator beobachtet. Die Ergebnisse wurden dann mit dem beobachteten Fahrverhalten in Beziehung gesetzt.
Ergebnisse der UDV-Studie
Die individuelle Leistungsfähigkeit nimmt mit dem Alter ab.
Der Leistungsabfall ist schleichend, bedeutsame Unterschiede treten oft erst ab 75 Jahren auf.
Die Leistungsfähigkeit verändert sich im Alter unterschiedlich. Das Sehen und die Wahrnehmung nehmen hierbei eher linear ab.
Die Bandbreite der individuellen Leistungsfähigkeit ist sehr groß.
Im realen Straßenverkehr wurden wenige, aber sicherheitsrelevante Unterschiede zwischen Pkw-Fahrern mittleren und höheren Alters festgestellt.
Während der Fahrsimulation gab es mehr Verkehrssituationen, in denen ältere Pkw-Fahrer Fehler machten, als im realen Straßenverkehr.
Auf Basis der individuellen Leistungsfähigkeit konnte das Fahrverhalten nicht ausreichend gut vorhergesagt werden. Das bedeutet, dass Personen mit einer geringen individuellen Leistungsfähigkeit durchaus noch gut gefahren sind und umgekehrt. Ältere Pkw-Fahrer kompensieren ihre nachlassende Leistungsfähigkeit und passen ihre Fahrweise an.
Fazit der Studie
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) kommt zum Fazit, dass die Fahreignung älterer Pkw-Fahrer sich weder über das Lebensalter noch über die individuelle Leistungsfähigkeit hinreichend gut erklären lässt. Die Studienergebnisse unterstützen damit keine verpflichtende Fahreignungsprüfung für ältere Pkw-Fahrer.
Diskussion auf der TVO-Facebookseite zu dem Thema