Das Klinikum Fichtelgebirge setzt ab dem 1. Januar 2024 die ersten sichtbaren Maßnahmen zur Umstrukturierung des Standortes Selb (Landkreis Wunsiedel) um. Der Zeitplan für die weiteren Umzüge nach Marktredwitz wurde nun festgelegt. Das teilte das Klinikum am Freitag (01. Dezember) in einer Pressemeldung mit.
Anästhesie-Pflege-Team bildet Projektteam zur Implementierung
Diese ersten sichtbaren Schritte wurden im Anschluss an den Verwaltungsratsbeschluss und die letzte Pressekonferenz intensiv geplant und durch zahlreiche konstruktive Gespräche mit den betroffenen Bereichen weiterentwickelt. Mit Beginn des neuen Jahres wird der erste Teil der ambulanten Operationen des Klinikum Fichtelgebirge in Selb durchgeführt. Das Team der Anästhesie-Pflege hat hierfür ein Projektteam zur Implementierung gebildet.
Weitere Umzüge im zweiten Quartal des Jahres
Zu Beginn des zweiten Quartals ziehen dann die ersten beiden Abteilungen, die Diabetologie und die Pneumologie, nach Marktredwitz um. Die Pneumologie wird Betten auf der Station C4 erhalten und sich dort mit der Kardiologie eine Station teilen. Die Mitarbeiter der Abteilung für Unfallchirurgie, Orthopädie und Endoprothetik werden zum gleichen Zeitpunkt in die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie in Marktredwitz wechseln.
Akutgeriatrie soll Ende 2025 als letztes umziehen
Die pflegerischen Teams der beiden internistischen Stationen bleiben weiterhin zusammen und werden zukünftig die Station C4 in Marktredwitz betreiben. Auch die Radiologie wird zu einer gemeinsamen Abteilung, was hier ebenfalls dazu beiträgt, bereits länger bestehende Personalengpässe zu lösen. Die Intensivstation und Notaufnahme ziehen um, sobald die Umstrukturierung der anderen Abteilungen aus dem stationären Betrieb in Selb endet. Auch diese Teams bleiben zusammen. Die Akutgeriatrie wird als letzte Abteilung umziehen, sobald die Räumlichkeiten in Marktredwitz entsprechend angepasst sind. Dies wird voraussichtlich bis Ende 2025 umsetzbar sein.
Unsere Ärzte aus dem Selber Team spielen eine entscheidende Rolle bei der Besetzung von vakanten Stellen. Ihre Unterstützung und Loyalität ist für uns von herausragender Bedeutung, besonders angesichts der angespannten Fachkräftesituation.
(Roland Janke, Personalleiter am Klinikum Fichtelgebirge)
Die Auslastung der Intensivbetten in Marktredwitz war in den letzten Jahren stets durch einen Fachkräftemangel an spezialisiertem Intensivpflegepersonal limitiert, sodass die Zentralisierung hier zu einem positiven Effekt führt, da künftig alle Intensivbetten 24/7 auf einer ärztlich geführten Intensivstation betrieben werden können. Dies stellt für unsere Patientinnen und Patienten unterm Strich eine deutliche Verbesserung dar.
(Dr. Philipp Koehl, Ärztlicher Direktor)
Infrastruktur im Klinikum Marktredwitz muss noch angepasst werden
Die Zeit bis April 2024 wird nun unter anderem intensiv genutzt, um die Infrastruktur in Marktredwitz anzupassen, darunter beispielsweise zusätzliche Parkplätze und Mitarbeiterumkleiden, sowie die Fertigstellung der derzeit im Umbau befindlichen Notaufnahme. Die räumliche Kapazität der Notaufnahme in Marktredwitz wird derzeit nahezu verdoppelt. Die Erweiterung, die zum Jahresende abgeschlossen sein soll, wird dann mit dem Personal der Notaufnahme aus Selb auch sukzessiv personell komplettiert.
Zusammen mit der KVB Bereitschaftspraxis wird hier eine leistungsfähige Anlaufstelle für Notfälle ermöglicht.
(Alexander Meyer, Klinikvorstand)
Selb soll eigenständiges MVZ bekommen
Die Notaufnahme wird voraussichtlich bis Jahresmitte 2024 in Selb bestehen und wie gewohnt weiterarbeiten. Die Physikalische Therapie wird ihr ambulantes Angebot sukzessive ausbauen und am Standort verbleiben. Mitarbeiter aus den Bereichen Technik und Hauswirtschaft erhalten Angebote für Marktredwitz oder werden für den Betrieb des Medizincampus, also einem ambulanten Standort mit ambulantem OP-Zentrum, externen Praxen und einem erweiterten MVZ-Leistungsangebot, benötigt werden. Zusätzlich ist vorgesehen, in Selb ein eigenständiges MVZ zu gründen. Dadurch entsteht eine größere Flexibilität bezüglich der Sprechzeiten.
Geförderte Gutachten, unter anderem von der Universität Leipzig werden die Umstrukturierung begleiten. Dabei soll sowohl die allgemeine Gesundheitsversorgung im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge, die grenzüberschreitende Versorgung als auch juristische Fragen parallel näher untersucht werden.
Prof. Dr. Dennis Häckl ist Gründungsgeschäftsführer des Leipziger WIG2 Instituts (Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung an der Universität Leipzig) und hat Selber Wurzeln.
(Peter Berek, Verwaltungsratsvorsitzender)
Klinikum befindet sich in Erfolgs- und Ergebniskrise
Die Klinikum Fichtelgebirge gGmbH wies seit Jahren ein negatives Betriebsergebnis aus. Der Anstieg der Aufwandspositionen im Vergleich zur Erlösentwicklung führte zu einer konstanten Ergebnisverschlechterung. Über die letzten fünf Jahre allein wird ein siebenstellig negatives Jahresergebnis ausgewiesen. 2021 hat sich das Betriebsergebnis erneut deutlich um mehr als fünf Millionen Euro verschlechtert. Faktisch befindet sich das Klinikum in einer Erfolgs- und Ergebniskrise, der nur mit umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen zu begegnen ist.
Standort Selb soll künftig ausschließlich ambulant sein
Der Standort Selb soll als Medizincampus zu einem ambulanten Standort mit ambulantem OP-Zentrum, ausgebauten Kooperationen mit externen Praxen und einem erweiterten MVZ-Leistungsangebot umgewandelt werden. Mit der Umwandlung von Selb in einen ausschließlich ambulanten Standort soll in Marktredwitz der vollstationäre Leistungsbereich zentralisiert und zur Kompensation im Sinne eines bedarfsgerechten Übertrages der Kapazitäten ausgebaut werden.