„Klimaterroristen“ ist das Unwort des Jahres 2022. Das gab die Jury der Philipps-Universität Marburg am Dienstag (10. Januar) bekannt. Die Jury kritisiert die Verwendung des Ausdrucks, weil hiermit Klimaaktivisten mit Terroristen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert sowie diffamiert werden würden.
Unwort des Jahres wertet Aktivisten und ihre Proteste ab
Der Begriff „Klimaterroristen“ sei im öffentlichen Diskurs gebraucht worden, um Aktivistinnen und Aktivisten und deren Proteste zu diskreditieren. „Durch die Gleichsetzung des klima-aktivistischen Protests mit Terrorismus werden gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt“, so die Jury in ihrer Begründung. Außerdem würde sich mit der Verwendung des Begriffs der Fokus der Debatte von den berechtigten inhaltlichen Forderungen der Gruppe hin zum Umgang mit Protestierenden verschieben. Forderungen wie die Bewältigung der Klimakrise würden dabei in den Hintergrund treten. Im Vordergrund steht hingegen die Frage nach politischen und juristischen Handlungsmöglichkeiten gegen zivilgesellschaftliche Akteure.
„Sozialtourismus“ und „defensive Architektur“ folgen auf Platz zwei und drei
Auf Platz zwei setzt die Jury aus Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftlern das Wort „Sozialtourismus“, der im Jahr 2013 bereits zum Unwort des Jahres gekürt wurde. Der CDU-Chef Friedrich Merz benutzte diesen Bergriff im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine. Auf Platz drei folgt „defensive Architektur“. Hiermit wird eine Bauweise bezeichnet, die verhindert, dass Obdachlose oder andere Menschen länger an öffentlichen Plätzen niederlassen.