Im Coburger Stadtteil Cortendorf wurde am Bausenberg ein vergifteter Habicht tot aufgefunden. Da das verwendete Gift Bendiocarb auch für Kinder und Hunde besonders gefährlich ist, rufen LBV und GLUS Spaziergänger und Hundehalter zu erhöhter Vorsicht auf. Im Falle des getöteten Habichts wurde außerdem Anzeige erstattet.
Habicht für Klärung der Todesursache in Tierklinik gebracht
Bereits im Februar dieses Jahres hat ein Wanderer den toten Habicht gefunden und den LBV Coburg (= Landesbund für Vogel- und Naturschutz) zur Hilfe gerufen. Um die Todesursache zu klären, wurde der Habicht in die Tierklinik Wicklei nach Lautertal gebracht. Nach Einschätzung der Tierklinik war das Skelett des Vogels einwandfrei, es wies keinerlei Knochenbrüche oder ähnliches auf, so LBV und GLUS (Gregor Louisoder Umweltstiftung).
Den Mitarbeitenden in der Klinik ist aber ein merkwürdiger, chemischer Geruch am Habicht aufgefallen, der nicht zur Verwesung passte. Deswegen haben wir den Greifvogel zum Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Erlangen geschickt und anschließend eine toxikologische Untersuchung in Auftrag gegeben.
(Julian Hauschild, ehrenamtlicher Beauftragter des LBV Coburg für Naturschutzkriminalität)
Habicht mit Pflanzenschutzmittel vergiftet
Im August gab es nun das Ergebnis der Untersuchungen. Der streng geschützte Wildvogel wurde tatsächlich vergiftet. Im Rahmen der Untersuchung konnte eindeutig das Pflanzenschutzmittel Bendiocarb nachgewiesen werden.
Bei dem Wirkstoff handelt es sich um ein Insektizid aus der Gruppe der Carbamate. Dieser darf lediglich in Gebäuden oder Fahrzeugen gegen Ameisen eingesetzt werden. Darüber hinaus ist die Verwendung des Gifts illegal, derzeit ist kein Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff in der EU zugelassen.
(Andreas von Lindeiner, LBV-Landesfachbeauftragter für Naturschutz)
Wichtiger Appell an Bürger
Der LBV und die GLUS appellieren nun an alle Bürger im Landkreis Coburg, Kinder keine herumliegenden toten Tiere oder anderes Verdächtiges anfassen zu lassen und Hunde an die Leine zu nehmen. Denn gerade auch für Kinder und Hunde ist das Gift sehr gefährlich.
In den vergangenen Jahren wurden bei derartigen Fällen immer wieder Gifte eingesetzt, die zum Teil bereits bei Hautkontakt wirken und selbst in geringen Dosen zu Krämpfen führen. Sowohl der Schutz der Öffentlichkeit als auch die Aufklärung der Vergiftungsfälle sind uns ein zentrales Anliegen.
(Claus Obermeier, Vorstand der GLUS)
LBV Coburg befürchtet weitere Vergiftungsfälle
Der tote Habicht ist aber möglicherweise nicht das einzige Opfer eines Giftangriffs. In der Näher des Bausenbergs im Landkreis Coburg fürchtet die LBV-Kreisgruppe um weitere Vergiftungsfälle.
Die Dörfleser Weißstörche wurden 2021 mit dem verbotenen Gift Promecarb getötet. Auch heuer fehlte am Ende der Brutsaison ein Storch aus unerklärlichen Gründen. Nun haben wir natürlich Sorge, dass auch er vergiftet worden sein könnte.
(Frank Reißenweber, Vorsitzender LBV Coburg)
LBV und GLUS bitten um Hinweise von Zeugen
Die Tötung geschützter Vogelarten ist eine Straftat. Deshalb haben die Naturschützer Strafanzeige gestellt. Weil die Aufklärung solcher illegalen Wildtiertötungen schwierig ist, bitten der LBV und die GLUS um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer in der betroffenen Gegend einen toten Wildvogel oder Köder findet, wird gebeten, sich unter der Telefonnummer 09561 / 6450 bei der Coburger Polizei zu melden und den Fund außerdem online dem LBV und der GLUS zu melden.