Mi, 26.04.2023 , 10:01 Uhr

Hessen / Palm Beach Gardens / Stadt Hof

Wirtschaft: Viessmann verkauft Klimasparte für zwölf Milliarden Dollar

Habeck will sich den Deal anschauen

Am Dienstag (25. April) wurde noch spekuliert, jetzt ging es ganz schnell. Das auf Heiztechnik-Produkte sowie Klima- und Kühlsysteme Familienunternehmen Viessmann aus dem nordhessischen Allendorf hat seine Klimasparte einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten Carrier Global verkauft. Wir berichten am Mittwochabend in Oberfranken Aktuell (18:00 / 19:00 Uhr) über den Deal.

Deal wird in bar und in Aktien abgewickelt

Der Preis wurde mit zwölf Milliarden Dollar angegeben. Der Kaufpreis entspreche dem 13-fachen des für 2023 erwarteten operativen Gewinns, teilte der US-Konzern in der Nacht zum Mittwoch (26. April) mit. Die Transaktion soll in Mehrheit in bar und zu 20 Prozent als Aktienpaket an die verbleibende Viessmann-Gruppe gehen. Laut dem hessischen Unternehmen selbst, wird man nach eigenen Angaben einer der größten Anteilseigner des US-Konzerns aus Palm Beach Gardens. Das Geschäft soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein, so beide Unternehmen übereinstimmend. Viessmann erhofft sich mit dem Deal  unter anderem eine deutlich höhere Kapitalkraft. Ziel ist ein schnelleres Wachstum im globalen Wettbewerb, unter anderem mit Asien.

Betriebsbedingte Kündigungen vorerst ausgeschlossen

Beide Seiten einigten sich auf langfristige Garantien, so Viessmann. So sollen betriebsbedingte Kündigungen für drei Jahre ausgeschlossen, wichtige Standorte für fünf Jahre gesichert und Allendorf an der Eder in Nordhessen für zehn Jahre als Hauptsitz gesetzt sein. An die Mitarbeiter der Klimasparte sollen 106 Millionen Euro als Sonderprämie "für 106 Erfolgsjahre" ausgeschüttet werden, so Viessmann.

Sparten-Umsatz 2022 bei vier Milliarden Euro

Der Geschäftsbereich Klimalösungen machte bei Viessmann zuletzt einen Großteil des Umsatzes (2022: rund vier Milliarden Euro / +19 Prozent) aus. Treiber für das starke Wachstum der letzten Jahre waren Wärmepumpen, die nach dem Willen der Politik in den Gebäuden nun die Gas- und Ölheizungen ablösen sollen. Viessmann hatte im Mai 2022 Investitionen von rund einer Milliarde Euro in diesem Bereich bekanntgegeben. Unter anderem wird gerade eine Fabrik in Polen gebaut.

Habeck will sich den Deal anschauen

Laut dpa will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Verkauf in die USA unter die Lupe nehmen. "Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient", so Habeck am Mittwoch. Der Grünen-Politiker bemerkte, dass die Vorteile der deutschen Energiepolitik und die diesbezüglichen Gewinne weiter dem Standort Deutschland zugutekommen sollen.

Hintergrund: Viessmann

Viessmann gehörte mit rund 14.500 Beschäftigten bislang zu den Gewinnern der Klimawende, insbesondere im Gebäudebereich. Für 2022 berichtete das Unternehmen von einem um 19 Prozent gesteigerten Umsatz. Viessmann ist mit 33 Niederlassungen in Deutschland aktiv. Eine davon, die Viessmann Kühlsysteme GmbH, befindet sich in Hof, dem Geburtsort von Viessmann-Gründer Hans Vießmann.

Hintergrund Carrier Global

Carrier Global aus Florida gilt als Erfinder der modernen Klimaanlage und wurde 1902 gegründet. Der Konzern beschäftigt 52.000 Menschen und erlöste im vergangenen Jahr 20,4 Milliarden Dollar. 60 Prozent des Umsatzes entfielen auf Nord- und Südamerika. Das Unternehmen verfügt in Europa über drei Produktionsstätten in Frankreich und Spanien. 2004 hatten die Amerikaner die Kältetechnik der damaligen Linde AG übernommen, später aber die Fertigung in Deutschland eingestellt.

Aktuell-Beitrag vom 26.04.2023

Wirtschaft: Der Klimasparten-Verkauf von Viessmann und die möglichen Folgen für Oberfranken
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