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Oberfranken

"Noch nie so dramatisch": Hofer Zoo bereitet sich auf gefährlichen Virus vor - weite Teile Deutschlands betroffen

Der Zoologische Garten Hof hat in einer großangelegten Aktion Schutzmaßnahmen vor dem derzeit grassierenden Blauzungenvirus ergriffen. Die Krankheit hat bereits weite Teile Westdeutschlands erfasst und droht, sich noch weiter ins Landesinnere auszudehnen. Im Gespräch mit TV Oberfranken teilte der Zooleiter David Pruß seine Einschätzung der aktuellen Lage mit.

Deutschland kämpft mit der Blauzungenkrankheit

„Es war noch nie so dramatisch wie in diesem Jahr“, berichtet der Tiermediziner. Zwar sei von dem Blauzungenvirus auch in den vergangenen Jahren immer wieder Gefahr ausgegangen, doch habe sich dies stets nur auf ein bis zwei Fälle beschränkt. Vom Blauzungenvirus befallene Rinder zeigen Entzündungen der Maul- und Zitzenhaut, die Krankheit kann aber ausheilen. Stärker trifft es Schafe, auch hier entzündet sich beispielsweise die Maulschleimhaut und schwillt an. Die Tiere speicheln stark, sind deutlich krank, apathisch und abgeschlagen. Die Todesraten bei Schafen sind hoch, laut dem Hofer Zooleiter erfahrungsgemäß bei über 80 Prozent.

Virus ist bereits in Hessen angekommen

Wie Pruß erklärt, habe man es aktuell mit dem Serotyp 3, einer Abwandlung des alten Virusstammes zu tun, der momentan im Eiltempo durch das Land zieht und von Westen kommend mittlerweile bereits in Hessen angekommen ist. „Wir haben noch ein paar Kilometer, aber die Tiere mussten geimpft werden“, so Pruß. Zwar seien die alten Impfstoffe gegen den neuen Serotyp 3 machtlos, jedoch habe man die Optionen einen Impfstoff zu verwenden, welcher zwar nicht zugelassen ist, aber von der EU per Verordnung für den Schutzzweck freigegeben wurde.

Dahomey-Bulle mit Blasrohr geimpft

Einen der drei freigegebenen Impfstoffe habe man schließlich erwerben können und damit in der vergangenen Woche den gesamten Wiederkäuerbestand des Hofer Zoos geimpft:

 

Nach einer Erstimpfung muss im Abstand von einigen Wochen noch eine Zweitimpfung erfolgen, um eine belastbare Immunität hervorzurufen. Davon waren natürlich nicht alle Tiere sehr begeistert, aber zum Schutz musste es sein. Die meisten Tiere, grade im Streichelzoo konnten wir aus der Hand impfen, aber zum Beispiel unseren Dahomey-Bullen Leo haben wir zum Schutz von allen Beteiligten mit dem Blasrohr geimpft

(David Pruß, Leiter des Hofer Zoo)

 

Bei Infizierung drohen gigantische Sperrzonen

Im gesamten Zoo Hof seien so in den vergangenen Wochen knapp 50 Tiere immunisiert worden. Dem Zoo habe viel daran gelegen, nicht nur die eigenen Tiere zu schützen, sondern auch die umliegenden Betriebe zu schützen. Im Falle eines Seuchenausbruches gebe es 150 Kilometer umfassende Verbringungsverbotszonen, sodass Tiere, deren Sperma, Eizellen und Embryonen bestimmte Bedingungen erfüllen müssen, um die Zonen zu verlassen. Nur wenn alle Tierhalter flächendeckend geimpft seien, können die Ausbreitung des Blauzungenviruses gestoppt werden.

 

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