
Stadt Bayreuth / Stadt Bamberg
Plattform ohne Grundwerte?!: Universitäten Bayreuth & Bamberg verlassen "X"
Lehreinrichtungen setzen Zeichen für eine "faktenbasierte Kommunikation"
Das Twitter-Beben, welches Ende 2024 in Prominenten-, Politiker- und Sportkreisen entstand, zieht weitere Kreise. Immer mehr Personen und Institutionen aus dem öffentlichen Leben verlassen die Online-Plattform X, früher Twitter. TVO berichtete Ende November über das "Good Bye" von Sportvereinen. Ihr Argument: Auf dem Kurznachrichtendienst wird unter anderem immer mehr Hass und Hetze verbreitet. Jetzt haben auch die oberfränkischen Universitäten ihren Rückzug verkündet!
Universitäten in Bamberg und Bayreuth verkünden Rückzug von X
Fast zeitgleich vermeldeten am Freitagmorgen (10. Januar) die Universitäten in Bamberg und Bayreuth ihren Rückzug von der von Elon Musk geführten Plattform X. Damit sind die beiden oberfränkischen Standorte in Deutschland nicht die einzigen Lehranstalten. Rund fünf Dutzend deutschsprachige Hochschulen und Forschungsinstitutionen vollzogen diesen Schritt jetzt ebenso. Die Universität Bayreuth begründete den Schritt als Reaktion auf die Ausrichtung des Kurznachrichtendienstes. So heißt es in der Pressemitteilung mit Blick auf die Orientierung von X:
Sie lässt sich nur noch schwer mit den Grundwerten der beteiligten Institutionen - Weltoffenheit, Wissenschaftlichkeit, Transparenz und demokratischer Diskurs - vereinbaren.
(Universität Bayreuth in der Pressemitteilung)
Lehreinrichtungen setzen Zeichen für eine "faktenbasierte Kommunikation"
Die Lehreinrichtungen kritisieren die "algorithmische Förderung rechtspopulistischer Inhalte" und die Einschränkung der organischen Reichweite. Diese Entwicklungen "erschweren es wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland, die Plattform weiterhin sinnvoll zu nutzen", so die Begründung des Rückzugs.
Mit dieser Entscheidung setzen wir ein klares Zeichen für faktenbasierte Kommunikation und gegen Kräfte, die unsere Demokratie gefährden.
(Prof. Dr. Stefan Leible, Universitätspräsident von Bayreuth)
Hochschulen und Forschungsinstitute wechseln zu Bluesky und Mastodon
Durch die Beendigung ihrer Aktivitäten auf X betonen die betreffenden Institutionen nach eigener Aussage die Bedeutung einer offenen und konstruktiven Diskussionskultur. Den Fokus ihrer Wissenschaftskommunikation wollen die Häuser nun gezielt auf andere soziale Netzwerke lenken, die besser mit ihren Werten und Ansprüchen vereinbar sind. So werden die Hochschulen und Forschungsinstitutionen nun vermehrt auf den Plattformen Bluesky und Mastodon kommunizieren, so auch die oberfränkischen Universitäten.
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Kritik an der Plattform wächst
Von vielen Stellen wird aktuell argumentiert, dass seit der Übernahme der Plattform durch Elon Musk, die Verbreitung von Hass, Hetze und rechtsextremistischen Inhalten deutlich zugenommen habe. Zudem wird eine fehlende Moderation von X kritisiert, wie auch der Algorithmus der Online-Plattform. Dieser, so heißt es von Kritikern, solle negativen Kommentaren und polarisierenden Inhalten eine größere Reichweite gewichten, konstruktiven Beiträgen dagegen nicht.
Interessiert es Elon Musk überhaupt?
Die aktuelle Rückzugswelle aus Deutschland und dem westlichen Europa ist ein weiterer Rückschlag für die Plattform X, die nach der Übernahme von Musk Ende 2022 in der Vergangenheit mit einem Rückgang von Werbepartnern und einer Abwanderung von Nutzern zu kämpfen hatte. Ob die neuerliche "Good Bye"-Welle von Universitäten und Hochschulen aus Deutschland zu einem Abschrecken bei Elon Musk und bei X führen wird, dürfte beim Blick auf die Plattform – die vor allem im angelsächsischen Raum ihre Hauptbedeutung hat, wohl eher mit einem "Nein" beantwortet werden.